Wie Werbelin aus einem Filial zu einer selbständigen Kirchengemeinde mit Pfarrsitz geworden ist:
Eine Geschichte von Pfarrer Graul, aufgeschrieben für das Evangelische Gemeindeblatt für den Kirchenkreis Delitzsch Nr. 6 1907
Schon mancher, der zum ersten mal seine Schritte nach der Pfarre in Werbelin gelenkt, hat sie wohl nicht sofort finden können. Er ist vielleicht erst um das ganze Dorf herumgewandert, um durch den einzigen Eingang, den der Ort hat, auf den großen, freien, in Hufeisenform angelegten Dorfplatz zu gelangen. Traf er hier niemand an, der ihn hätte Bescheid sagen können, so wird er zunächst in ein zur Linken oder Rechten der Kirche gelegenen Gehöfte hineingegangen sein, weil er nach der in unserer Gegend sonst herrschenden Sitte die Pfarrwohnung in der Nähe des Gotteshauses vermutet. Hat er nun da erfahren, dass er sich geirrt, und daß er, um in die Pfarre zu gelangen, durch ein auf der nordwestlichen Seite des Dorfplatzes gelegenen Hoftor gehen müsse, so ist dies öfters vorgekommen, daß er erst noch einige andere Pforten öffnet, ehe er das richtige, nämlich die unscheinbarste und niedrigste von allen, gefunden, die nun wirklich in das Pfarrgehöft einmündet. Glaubte er nun, nachdem er das Tor hinter sich zugemacht, in wenigen Schritten vor der Tür des Pfarrhauses zu stehen, so war das wiederum eine Täuschung. Nur allmählich erweitert sich der schmale Gang, in den er eingetreten, zu einem etwas breiteren Gang. Vom Pfarrhause selber ist noch gar nichts zu sehen. Erst nach einer Wegstrecke von 50m konnte er im Hintergrund des Gartens das Pfarrhaus in einer weiteren Entfernung von 60m in seiner ganzen Front überschauen. Da schüttelt er wohl den Kopf vor Verwunderung, wie man die Pfarre so weit weg von der Kirche an den äußersten Rand des Dorfes habe aufbauen lassen. Seine Verwunderung hat sich aber sofort gelegt, als er hernach von ortskundiger Seite erfahren, wie nach der kirchlichen Vergangenheit des Ortes das Pfarrgehöft gar keinen anderen Platz in der Ortslage hat erhalten können.Mehrere Jahrhunderte lang war Werbelin schon Kirchdorf, ehe es einen am Ort wohnenden eigenen Pfarrer bekam. Das es ursprünglich eine wendische Niederlassung gewesen ist, vermögen wir nur aus der hier besonders gut erhaltenen hufeisenförmigen Anlage des Ortes mit nur einem Eingang und einem das ganze Dorf umgebenen Graben, sondern auch aus seinem Namen zu erkennen. Werbelin ist nämlich abzuleiten von dem wendischen Stammwort vjerba=Weide . Von ihm habe zunächst die verschiedenen "Werben" ihre Namen erhalten. Die Wenden pflegten nämlich ihre Niederlassungen häufig nach charakteristischen, am Orte befindlichen Baumpflanzungen zu benennen. So würde der wendische Ortsname Werbelin unserem "Weidenhain" entsprechen.
Den Dienst an der in der Mitte des Dorfes liegenden Kirche wurde bis zum Anfang des 15. Jahrhunderts verwaltet, der seinen Sitz in dem Dorf Weißig bei Delitzsch hatte. Dieser Ort ist längst vom Erboden verschwunden; nur eine in der Delitzscher Flur gelegene Feldmark trägt noch seinen Namen und eine einsame hochragende Pappel auf dem von Delitzsch nach Kattersnaundorf führenden Weg heißt bis auf den heutigen Tag die "Weißiger Pappel". Ebenso wird auch noch der alte Feldweg, der aus jener Mark kommend und in die von Brodau nach Werbelin führende Chaussee einmündet, der "Weißiger Weg" genannt. Auch Weißig, oder wie es in den aus den 15. Jahrhundert stammenden Urkunden des Werbeliner Pfarrarchives genannt wird: "Weißigk", ist eine ürsprüngliche wendische Niederlassung gewesen. Die Lage des Ortes war hier für seine Benennung maßgebend. Der Name Weißigk kommt aus dem slawischen Worte vysoku = hoch. Viele wendische Ortschaften, die da liegen auf einer Anhöhe, welche im flachen Land nur gering sein braucht, haben davon ihren Namen erhalten. Weißig bedeutet soviel wie Hochdorf. Das Weißig bei Delitzsch hat der Volksmund im Unterschied von dem auf einer Anhöhe bei Bitterfeld liegenden Dorf Holzweißig auch Steinweißig genannt.Jahrhunderte lang hat es mit seiner Kirche und seinen Gutshöfen von der über dem Dorfe Gertitz sich erhebenden Anhöhe auf die in der Niederlassung gelegenen festen Stadt Delitzsch herabgeschaut. In den damals häufigen kriegerischen Zeiten war es infolge seiner erhöhten Lage für anrückende Truppen ohne Zweifel ein strategischwichtiger Punkt. Für Weißig ist die Lage in der Nähe der Festung Delitzsch jedenfalls verhängnisvoll geworden. In der alten Werbeliner Pfarrmatrikel von 1559, in die sich unter anderem auch ein Verzeichnis der Pfarrer von Werbelinvon 1424 bis1559 befindet, heißt es nämlichvon dem ersten, mit Namen: "D. Petrus: " Hic fuit ultimus pastor Ecclasiae in Weißigk et Deliciae post devastatam villam Weißigk habitavit, sub quo tandem anno 1424 aedes parochiales in Werbelin in hospitium parochorum per rusticum Johann Zolkolb consensu patronorum donatae" - auf deutsch: " Peter: Dieser war der letzte Pastor der Kirche in Weißigk und wohnte nach der Zerstörung des Dorfes Weißigk in Delitzsch, bis im Jahre 1424 die Pfarrgebäude in Werbelin zum Wohnsitzder Pfarrer von dem Bauern Johann Zolkolb geschenkt wurden".
Das Dorf Weißig scheint danach in der Zeit vor 1424 bei irgendwelcher Fehde, die die feste Stadt Delitzsch damals öfters hat führen müssen, von feindlichen Truppen so zerstört worden zu sein, daß den bisherigen Bewohnern die Lust verging, es wieder aufzubauen. Der Untergang Weißigs wurde für den Werbeliner Bauern Zolkolb die Veranlassung, dem seines Wohnsitz beraubten Pfarrer durch Schenkung eines Gutsgehöftes ein neues Heim zu bieten. Noch zwei Worte zu dem in lateinischer Sprache abgefaßten Bericht über jenes Ereignis bedürfen einer besonderen Erklärung. Es heißt nämlich am Schlusse, daß die Schenkung geschehen sei "consens patronorum", auf deutsch "mit Zustimmung der Patrone". Mit diesem Ausdruck pflegte man damals nicht nur die Kirchenpatrone, sondern auch die weltlichen Lehnsherren zu bezeichnen. Eine Schenkung, wie sei der Bauer Zolkolb beabsichtigte, konnte eben nur in jener Zeit des Mittelalters unter sorgfältiger Beachtung des geltenden staatlichen und kirchlichen Rechts vollzogen werden. Die Bauern waren damals fast alle abhängig von Rittern, die entweder im Dorfe selbst oder in einem benachbarten Orte ihre Burg hatten. Von diesen hatten sie ihre Höfe und Grundstücke als Lehen erhalten und mußten nun dafür allerhand Frohndienste leisten uns Zinsen zahlen. Wollte nun ein Bauer irgendwelche Änderung in seinem Besitzstande durch Verkauf, Tausch oder Schenkung herbeiführn, so bedurfte er in erster Linie der Zustimmung seines Lehnsherren, dessen Rechte an dem betreffenden Grundstück haften blieben, mochte der Besitzer auch noch so viele Male wechseln. Alle Schenkungen aber, die der Kirche oder einem kirchlichen Institut gemacht wurden, mußten nach kanonischem Rechte "gaben-und lastenfrei" sein. Nun ruhten auf dem Gutsgehöft, das der Bauer Zolkolb als Pfarrsitz schenken wollte, auch mancherlei Lasten und Abgaben. Diese waren an den Ritter Hans von Zschepen als Lehnsherrn zu entrichten. Sollte nun dei Schenkung Zolkolbs rechtlich werden, so mußte sein Lehnsherr nicht nur seine Zustimmung zum Besitzwechsel geben, sondern auch selber auf die Rechte und Einkünfte, die ihm als Lehnsherrn zustanden, verzichten. Beides hat der edle Ritter bereitwillig getan. Im Jahre 1424 hat er in Gegenwart mehrere angesehener Zeugen einen offenen Brief anfertigen lassen, in dem er seinen und seines Bauern Zolkolbs Willen, die Schenkung des Pfarrhofes in Werbelin betreffend, ausgedrückt hat; und damit das Schreiben rechtskräftige Urkunde wurde, hat er sein Siegel daran hängen lassen. Diese Urkunde soll sich noch im Jahre 1820 nach einer in der Pfarrmatrikel gemachten Randbemerkung des damaligen Pfarresrs Gottfried Kalb im Besitz des Herrn Dr. Funckler in Leipzig, eines Sohnes des früheren Rittergutsbesitzers von Brodau befunden haben. Eine in Jahre 1555 vom Pfarrer Jonas Dietrich besorgte beglaubigte Abschrift dieser Urkunde befindet sich im Werbeliner Pfarrarchiv. Sie trägt die Überschrift: "Ein Brief, den Pfarrsitz belangend, welcher vor Zeiten eines Bauern, Johann Zolkolb genannt, gewesen und von ihm zum Pfarrsitz legiert und beschieden worden ist anno 1424".
Diese Urkunde hat selber folgenden Wortlaut: " Ich Hans vom Zschepen, gesessen dortselbst zu Zschepen, bekenne für mich, für meine Erben und Erbnehmer vor allen, die diesen offen Brief hören oder lesen, daß Johann Zolkolb, zu der Zeit mein besessener Mann zu Werbelin, zu mir gekommen ist und mit gutem Willen und mit Vollwort seiner Erben mit aufgelassen hat einen Hof, zwischen Wolf Seydewitz ind Vincenz Nitzschmann Hofe gelegenen, und bat mich, seinen Hof durch die Liebe Gottes zu leihen zu einem Pfarrhofe in Werbelin und zu einem Pfarrhofe zu bleiben, denn das DorfWisk wüste ist, und kein Pfarrer allein da wohl gewohnen mag. Und ich, genannterHans von Zschepen, allein die Lehen der Höfe habe im Dorf, und nicht der Kirche, darumb ich seine Bitte angesehen und erhöret habe, denn es vor Gott angenehm und redlich ist, so habe ich den genannten Hof geliehendem Ehr Pater, itz und Pfarrer zu Wisk, und allen seinen nachkommendenPfarrern, darselbst den Hof zu heben und zu besitzen frei von Zins, Hofdienst und allerlei Arbeit, ohne was sich dem Born zu thun und zu helfengebeut, und dem Hirten zu lohnen , daß die Gebühr einträglich und gemeinlich also getragen werde. Darumb Ehr Pater, obgenannter, und alle seine nachkommenden Pfarrer, meiner Eltern und meiner, wenn Gott über mich gebaut, Johann Zolkolb und seiner Eltern, jährlich und jedes Jahr viermal als des Sonntags und Montags in den Quartenlern gedenken sollen mit Virgilien und Messen, was er Ehr Pater für sich und seinen Nachkommen gevollwortet und so zu halten gelobet hat. Hierbei sind gewest als Zeugen: die Ehrbaren und Gestrengen, Kaspar von Brode, Lehnsherr der Pfarre von Wisk, Heinz von Schenkenbergk, Sigemundt und Hans von Gröbzigk, Peter Borr und andere Leute, denen wohl zu glauben ist. Daß die Gabe, Lehen und Freiheit zu schenken ist, also oben eingeschrieben steht, auch daß die Lehen von mir undallen meinen Erben und Erbnehmern voll und ganz unverrückt gehalten werde, dazu habe ich Hans von Zschepen, oben genannt, mein Eingesiegel zu einem wahren Bekenntnisse an diesen Brief lassen hängen, der gegeben ist nach Christi Geburt vierzehnhundert Jahr, darnach im vier und zwanzigsten Jahr an nächsten Sonnabend nach Valentiny, des heiligen Märtyrers"
Kulturhistorisch interessant an dieser Urkunde ist, das sämtliche hier aufgeführten Ritter sich nach ihrem Stammsitze genannt haben: "Hans von Zschepen, Kaspar von Brodau, Heinz von Schenkenberg, Sigemund und Hans Gröbzigk".
Damit nun Werbelin aus einem Filial wirklich selbständige Kirchgemeinde mit eigenem Pfarrsitz werden konnte, genügte es nicht, daß der geschenkte Gutshof dem früheren Pfarrer von Weißigk als Wohnsitz überwiesen wurde, sondern es mußten auch alle Rechte und Einnahmen, die der Pfarre zu Weißig zugeflossen waren, für dei neue Pfarre in Werbelinrechtlich sicher gestellt werden. Dies ist geschehen durch eine vom Ritter Kunz Spiegel in Gruna bei Eilenburg, dem damaligen Kirchenpatron von Weißig und Werbelin, im Jahre 1467 ausgestellten Urkunde, in welcher er, mit Vorwissen und Genehmigung des Bischhofs von Magdeburg bestimmt, daß das vom Abbruch der alten Kirche zu Weißigk herruhrende Baumaterial nach Werbelin zum Erweiterungsbau der dortigen Kirche geschafft werde, und daß alle Grundstücke und alle Zinzen, die bisher dem Pfarrer von Weißigk zugestanden, von nun an rechlich dem Parrer von Werbelin gehören sollten.
Das Werbeliner Pfarrarchiv ist in der Lage (1907), auch diese wichtige Urkunde in beglaubigter Abschrift zu besitzen. Sie hat folgenden Wortlaut: " Vergunst Juncker Kuntz Spiegels zu Grunaw wegen der Zins und allen Zugehörungen, so von Weißigk gen Werbelin geschlagen. Ich Kuntz Spiegel zu Grunaw gesessen, bekamen in diesem meinen offenen Brief für meine Brüder vor diesem hochgeborenen Fürsten, Herrn Johann, Bischhof zu Magdeburgk, meinem gnädigen Herrn, daß das wüste Kirchlehen Wißk und das Filial Werbelin meinen Brüdern und mir zu Lehen gehört. So nach bester Erkenntnis virgenommen ist, die alte Pfarrkirche zu Wißk abzubrechen, um keiner anderen Sache willen, denn, das genannte Filial davon zu bessern und zu bauen Gott dem Allmächtigen zu Lobe und zur Mehrung seines Dienstes, so ist es nun nach meiner Brüder Gunst und Vollwort nach meinem eigenen Willen, daß in Krafft dieses Briefes alle Zinse und Zugehörungen, wo sie auch gelegen sind, und doch vor dem gen Wißk gehört haben, von der Stund an das genannte Filial Werbelin zur Besserung und zu Besitz folgen sollen. Das zu Bekenntnis habe ich, obengenannter Kuntz Spiegel für mich und meine Brüder mein Ingesiegel, welches wir allesampt gebrauchen, an diesen offenen Brief hängen lassen. Gegenben zu Grunaw am Montage nach Contate, im 1467. Jahr nach Christi Geburt".
Überblicken wir zum Schluß noch einmal den Ihhalt der beiden alten Urkunden, so müssen wir wir sagen, daß beide ein rühmendes Zeugnis ablegen von dem hohen kirchlichen Sinn, den in jener vorreformatorischen Zeit in hiesiger Gegend geherrscht hat. Ein einfacher Bauer schenkt ein ihm gehöriges Gutsgehöft zum Pfarrsitz, sein Lehnsherr verzichtet bereitwilligst auf die ihm aus diesem Grundstücke fließenden Zinsen und Hofdienste, und ein Kirchenpatron bemüht sich später mit Erfolg, alle Grundstücke und Zinsen, die früher dem Pfarrer zu Weißigk zustanden, dem Pfarrer von Werbelin rechtmäßig sicherzustellen.
Schon mancher, der zum ersten mal seine Schritte nach der Pfarre in Werbelin gelenkt, hat sie wohl nicht sofort finden können. Er ist vielleicht erst um das ganze Dorf herumgewandert, um durch den einzigen Eingang, den der Ort hat, auf den großen, freien, in Hufeisenform angelegten Dorfplatz zu gelangen. Traf er hier niemand an, der ihn hätte Bescheid sagen können, so wird er zunächst in ein zur Linken oder Rechten der Kirche gelegenen Gehöfte hineingegangen sein, weil er nach der in unserer Gegend sonst herrschenden Sitte die Pfarrwohnung in der Nähe des Gotteshauses vermutet. Hat er nun da erfahren, dass er sich geirrt, und daß er, um in die Pfarre zu gelangen, durch ein auf der nordwestlichen Seite des Dorfplatzes gelegenen Hoftor gehen müsse, so ist dies öfters vorgekommen, daß er erst noch einige andere Pforten öffnet, ehe er das richtige, nämlich die unscheinbarste und niedrigste von allen, gefunden, die nun wirklich in das Pfarrgehöft einmündet. Glaubte er nun, nachdem er das Tor hinter sich zugemacht, in wenigen Schritten vor der Tür des Pfarrhauses zu stehen, so war das wiederum eine Täuschung. Nur allmählich erweitert sich der schmale Gang, in den er eingetreten, zu einem etwas breiteren Gang. Vom Pfarrhause selber ist noch gar nichts zu sehen. Erst nach einer Wegstrecke von 50m konnte er im Hintergrund des Gartens das Pfarrhaus in einer weiteren Entfernung von 60m in seiner ganzen Front überschauen. Da schüttelt er wohl den Kopf vor Verwunderung, wie man die Pfarre so weit weg von der Kirche an den äußersten Rand des Dorfes habe aufbauen lassen. Seine Verwunderung hat sich aber sofort gelegt, als er hernach von ortskundiger Seite erfahren, wie nach der kirchlichen Vergangenheit des Ortes das Pfarrgehöft gar keinen anderen Platz in der Ortslage hat erhalten können.Mehrere Jahrhunderte lang war Werbelin schon Kirchdorf, ehe es einen am Ort wohnenden eigenen Pfarrer bekam. Das es ursprünglich eine wendische Niederlassung gewesen ist, vermögen wir nur aus der hier besonders gut erhaltenen hufeisenförmigen Anlage des Ortes mit nur einem Eingang und einem das ganze Dorf umgebenen Graben, sondern auch aus seinem Namen zu erkennen. Werbelin ist nämlich abzuleiten von dem wendischen Stammwort vjerba=Weide . Von ihm habe zunächst die verschiedenen "Werben" ihre Namen erhalten. Die Wenden pflegten nämlich ihre Niederlassungen häufig nach charakteristischen, am Orte befindlichen Baumpflanzungen zu benennen. So würde der wendische Ortsname Werbelin unserem "Weidenhain" entsprechen.
Den Dienst an der in der Mitte des Dorfes liegenden Kirche wurde bis zum Anfang des 15. Jahrhunderts verwaltet, der seinen Sitz in dem Dorf Weißig bei Delitzsch hatte. Dieser Ort ist längst vom Erboden verschwunden; nur eine in der Delitzscher Flur gelegene Feldmark trägt noch seinen Namen und eine einsame hochragende Pappel auf dem von Delitzsch nach Kattersnaundorf führenden Weg heißt bis auf den heutigen Tag die "Weißiger Pappel". Ebenso wird auch noch der alte Feldweg, der aus jener Mark kommend und in die von Brodau nach Werbelin führende Chaussee einmündet, der "Weißiger Weg" genannt. Auch Weißig, oder wie es in den aus den 15. Jahrhundert stammenden Urkunden des Werbeliner Pfarrarchives genannt wird: "Weißigk", ist eine ürsprüngliche wendische Niederlassung gewesen. Die Lage des Ortes war hier für seine Benennung maßgebend. Der Name Weißigk kommt aus dem slawischen Worte vysoku = hoch. Viele wendische Ortschaften, die da liegen auf einer Anhöhe, welche im flachen Land nur gering sein braucht, haben davon ihren Namen erhalten. Weißig bedeutet soviel wie Hochdorf. Das Weißig bei Delitzsch hat der Volksmund im Unterschied von dem auf einer Anhöhe bei Bitterfeld liegenden Dorf Holzweißig auch Steinweißig genannt.Jahrhunderte lang hat es mit seiner Kirche und seinen Gutshöfen von der über dem Dorfe Gertitz sich erhebenden Anhöhe auf die in der Niederlassung gelegenen festen Stadt Delitzsch herabgeschaut. In den damals häufigen kriegerischen Zeiten war es infolge seiner erhöhten Lage für anrückende Truppen ohne Zweifel ein strategischwichtiger Punkt. Für Weißig ist die Lage in der Nähe der Festung Delitzsch jedenfalls verhängnisvoll geworden. In der alten Werbeliner Pfarrmatrikel von 1559, in die sich unter anderem auch ein Verzeichnis der Pfarrer von Werbelinvon 1424 bis1559 befindet, heißt es nämlichvon dem ersten, mit Namen: "D. Petrus: " Hic fuit ultimus pastor Ecclasiae in Weißigk et Deliciae post devastatam villam Weißigk habitavit, sub quo tandem anno 1424 aedes parochiales in Werbelin in hospitium parochorum per rusticum Johann Zolkolb consensu patronorum donatae" - auf deutsch: " Peter: Dieser war der letzte Pastor der Kirche in Weißigk und wohnte nach der Zerstörung des Dorfes Weißigk in Delitzsch, bis im Jahre 1424 die Pfarrgebäude in Werbelin zum Wohnsitzder Pfarrer von dem Bauern Johann Zolkolb geschenkt wurden".
Das Dorf Weißig scheint danach in der Zeit vor 1424 bei irgendwelcher Fehde, die die feste Stadt Delitzsch damals öfters hat führen müssen, von feindlichen Truppen so zerstört worden zu sein, daß den bisherigen Bewohnern die Lust verging, es wieder aufzubauen. Der Untergang Weißigs wurde für den Werbeliner Bauern Zolkolb die Veranlassung, dem seines Wohnsitz beraubten Pfarrer durch Schenkung eines Gutsgehöftes ein neues Heim zu bieten. Noch zwei Worte zu dem in lateinischer Sprache abgefaßten Bericht über jenes Ereignis bedürfen einer besonderen Erklärung. Es heißt nämlich am Schlusse, daß die Schenkung geschehen sei "consens patronorum", auf deutsch "mit Zustimmung der Patrone". Mit diesem Ausdruck pflegte man damals nicht nur die Kirchenpatrone, sondern auch die weltlichen Lehnsherren zu bezeichnen. Eine Schenkung, wie sei der Bauer Zolkolb beabsichtigte, konnte eben nur in jener Zeit des Mittelalters unter sorgfältiger Beachtung des geltenden staatlichen und kirchlichen Rechts vollzogen werden. Die Bauern waren damals fast alle abhängig von Rittern, die entweder im Dorfe selbst oder in einem benachbarten Orte ihre Burg hatten. Von diesen hatten sie ihre Höfe und Grundstücke als Lehen erhalten und mußten nun dafür allerhand Frohndienste leisten uns Zinsen zahlen. Wollte nun ein Bauer irgendwelche Änderung in seinem Besitzstande durch Verkauf, Tausch oder Schenkung herbeiführn, so bedurfte er in erster Linie der Zustimmung seines Lehnsherren, dessen Rechte an dem betreffenden Grundstück haften blieben, mochte der Besitzer auch noch so viele Male wechseln. Alle Schenkungen aber, die der Kirche oder einem kirchlichen Institut gemacht wurden, mußten nach kanonischem Rechte "gaben-und lastenfrei" sein. Nun ruhten auf dem Gutsgehöft, das der Bauer Zolkolb als Pfarrsitz schenken wollte, auch mancherlei Lasten und Abgaben. Diese waren an den Ritter Hans von Zschepen als Lehnsherrn zu entrichten. Sollte nun dei Schenkung Zolkolbs rechtlich werden, so mußte sein Lehnsherr nicht nur seine Zustimmung zum Besitzwechsel geben, sondern auch selber auf die Rechte und Einkünfte, die ihm als Lehnsherrn zustanden, verzichten. Beides hat der edle Ritter bereitwillig getan. Im Jahre 1424 hat er in Gegenwart mehrere angesehener Zeugen einen offenen Brief anfertigen lassen, in dem er seinen und seines Bauern Zolkolbs Willen, die Schenkung des Pfarrhofes in Werbelin betreffend, ausgedrückt hat; und damit das Schreiben rechtskräftige Urkunde wurde, hat er sein Siegel daran hängen lassen. Diese Urkunde soll sich noch im Jahre 1820 nach einer in der Pfarrmatrikel gemachten Randbemerkung des damaligen Pfarresrs Gottfried Kalb im Besitz des Herrn Dr. Funckler in Leipzig, eines Sohnes des früheren Rittergutsbesitzers von Brodau befunden haben. Eine in Jahre 1555 vom Pfarrer Jonas Dietrich besorgte beglaubigte Abschrift dieser Urkunde befindet sich im Werbeliner Pfarrarchiv. Sie trägt die Überschrift: "Ein Brief, den Pfarrsitz belangend, welcher vor Zeiten eines Bauern, Johann Zolkolb genannt, gewesen und von ihm zum Pfarrsitz legiert und beschieden worden ist anno 1424".
Diese Urkunde hat selber folgenden Wortlaut: " Ich Hans vom Zschepen, gesessen dortselbst zu Zschepen, bekenne für mich, für meine Erben und Erbnehmer vor allen, die diesen offen Brief hören oder lesen, daß Johann Zolkolb, zu der Zeit mein besessener Mann zu Werbelin, zu mir gekommen ist und mit gutem Willen und mit Vollwort seiner Erben mit aufgelassen hat einen Hof, zwischen Wolf Seydewitz ind Vincenz Nitzschmann Hofe gelegenen, und bat mich, seinen Hof durch die Liebe Gottes zu leihen zu einem Pfarrhofe in Werbelin und zu einem Pfarrhofe zu bleiben, denn das DorfWisk wüste ist, und kein Pfarrer allein da wohl gewohnen mag. Und ich, genannterHans von Zschepen, allein die Lehen der Höfe habe im Dorf, und nicht der Kirche, darumb ich seine Bitte angesehen und erhöret habe, denn es vor Gott angenehm und redlich ist, so habe ich den genannten Hof geliehendem Ehr Pater, itz und Pfarrer zu Wisk, und allen seinen nachkommendenPfarrern, darselbst den Hof zu heben und zu besitzen frei von Zins, Hofdienst und allerlei Arbeit, ohne was sich dem Born zu thun und zu helfengebeut, und dem Hirten zu lohnen , daß die Gebühr einträglich und gemeinlich also getragen werde. Darumb Ehr Pater, obgenannter, und alle seine nachkommenden Pfarrer, meiner Eltern und meiner, wenn Gott über mich gebaut, Johann Zolkolb und seiner Eltern, jährlich und jedes Jahr viermal als des Sonntags und Montags in den Quartenlern gedenken sollen mit Virgilien und Messen, was er Ehr Pater für sich und seinen Nachkommen gevollwortet und so zu halten gelobet hat. Hierbei sind gewest als Zeugen: die Ehrbaren und Gestrengen, Kaspar von Brode, Lehnsherr der Pfarre von Wisk, Heinz von Schenkenbergk, Sigemundt und Hans von Gröbzigk, Peter Borr und andere Leute, denen wohl zu glauben ist. Daß die Gabe, Lehen und Freiheit zu schenken ist, also oben eingeschrieben steht, auch daß die Lehen von mir undallen meinen Erben und Erbnehmern voll und ganz unverrückt gehalten werde, dazu habe ich Hans von Zschepen, oben genannt, mein Eingesiegel zu einem wahren Bekenntnisse an diesen Brief lassen hängen, der gegeben ist nach Christi Geburt vierzehnhundert Jahr, darnach im vier und zwanzigsten Jahr an nächsten Sonnabend nach Valentiny, des heiligen Märtyrers"
Kulturhistorisch interessant an dieser Urkunde ist, das sämtliche hier aufgeführten Ritter sich nach ihrem Stammsitze genannt haben: "Hans von Zschepen, Kaspar von Brodau, Heinz von Schenkenberg, Sigemund und Hans Gröbzigk".
Damit nun Werbelin aus einem Filial wirklich selbständige Kirchgemeinde mit eigenem Pfarrsitz werden konnte, genügte es nicht, daß der geschenkte Gutshof dem früheren Pfarrer von Weißigk als Wohnsitz überwiesen wurde, sondern es mußten auch alle Rechte und Einnahmen, die der Pfarre zu Weißig zugeflossen waren, für dei neue Pfarre in Werbelinrechtlich sicher gestellt werden. Dies ist geschehen durch eine vom Ritter Kunz Spiegel in Gruna bei Eilenburg, dem damaligen Kirchenpatron von Weißig und Werbelin, im Jahre 1467 ausgestellten Urkunde, in welcher er, mit Vorwissen und Genehmigung des Bischhofs von Magdeburg bestimmt, daß das vom Abbruch der alten Kirche zu Weißigk herruhrende Baumaterial nach Werbelin zum Erweiterungsbau der dortigen Kirche geschafft werde, und daß alle Grundstücke und alle Zinzen, die bisher dem Pfarrer von Weißigk zugestanden, von nun an rechlich dem Parrer von Werbelin gehören sollten.
Das Werbeliner Pfarrarchiv ist in der Lage (1907), auch diese wichtige Urkunde in beglaubigter Abschrift zu besitzen. Sie hat folgenden Wortlaut: " Vergunst Juncker Kuntz Spiegels zu Grunaw wegen der Zins und allen Zugehörungen, so von Weißigk gen Werbelin geschlagen. Ich Kuntz Spiegel zu Grunaw gesessen, bekamen in diesem meinen offenen Brief für meine Brüder vor diesem hochgeborenen Fürsten, Herrn Johann, Bischhof zu Magdeburgk, meinem gnädigen Herrn, daß das wüste Kirchlehen Wißk und das Filial Werbelin meinen Brüdern und mir zu Lehen gehört. So nach bester Erkenntnis virgenommen ist, die alte Pfarrkirche zu Wißk abzubrechen, um keiner anderen Sache willen, denn, das genannte Filial davon zu bessern und zu bauen Gott dem Allmächtigen zu Lobe und zur Mehrung seines Dienstes, so ist es nun nach meiner Brüder Gunst und Vollwort nach meinem eigenen Willen, daß in Krafft dieses Briefes alle Zinse und Zugehörungen, wo sie auch gelegen sind, und doch vor dem gen Wißk gehört haben, von der Stund an das genannte Filial Werbelin zur Besserung und zu Besitz folgen sollen. Das zu Bekenntnis habe ich, obengenannter Kuntz Spiegel für mich und meine Brüder mein Ingesiegel, welches wir allesampt gebrauchen, an diesen offenen Brief hängen lassen. Gegenben zu Grunaw am Montage nach Contate, im 1467. Jahr nach Christi Geburt".
Überblicken wir zum Schluß noch einmal den Ihhalt der beiden alten Urkunden, so müssen wir wir sagen, daß beide ein rühmendes Zeugnis ablegen von dem hohen kirchlichen Sinn, den in jener vorreformatorischen Zeit in hiesiger Gegend geherrscht hat. Ein einfacher Bauer schenkt ein ihm gehöriges Gutsgehöft zum Pfarrsitz, sein Lehnsherr verzichtet bereitwilligst auf die ihm aus diesem Grundstücke fließenden Zinsen und Hofdienste, und ein Kirchenpatron bemüht sich später mit Erfolg, alle Grundstücke und Zinsen, die früher dem Pfarrer zu Weißigk zustanden, dem Pfarrer von Werbelin rechtmäßig sicherzustellen.
Urgroßvaters Ernte- und Wetterbuch:
Eine Geschichte von Walter Baack, aus dem Heimatkalender für den Kreis Delitzsch, Jahrgang 7 (1931) ab Seite 75
Mein Urgroßvater war 1828 durch Erbschaft seiner Frau in den Besitz eines Dreihufengutes gelangt neben seinem eigenen Gute von zwei Hufen Größe in der Umgebung Delitzsch (Werbelin Gut 5 links der Pfarre). Als tüchtiger Landwirt und guter Haushälter begann er um jene Jahre seine Ernteerträge alljährlich einmal in ein Buch einzutragen. Er gibt die Ernte selbst in Schock, und die verkauften Körnerfrüchte erst in Scheffeln, später in Sack an. Für das Jahr 1837 hat er auch einen Wetterbericht hinzugefügt, weil dieses Jahr am 7., 8. und 9. April soviel Schnee " eine halbe Elle und auf vielen Orten 2 Ellen hoch", brachte, daß man die Ernte erst "den Tag vor Michael" (29.9.) beendete. Weiter heißt es: "1838 war wieder spät, das ganze Jahr ist feucht und was gewesen, daß den Weitzen naß haben einfahren müssen".
Von 1842 bis 1866, seinen Todesjahre, werden die Berichte von Jahr zu Jahr ausführlicher. Kartoffeln, Erbsen und "das Futter" werden erwähnt, dazwischen finden sich zahlreiche Familiennachrichten, " Erwähnungen von Todesfällen, Blitz- und Brandschäden eingestreut. " 1842 war sehr trocken". " 1843 sehr zeitig, fruchtbar und warm". " 1845 fing sich der Winter den 24. November an und dauerte bis zum 23. März. Das Wasser haben wir den 3. Ostertag aus dem Hofe getragen". 1846 wurden, so schreibt er, für den Sommerweg Holz und Steine gefahren. "So eine Nässe wie im Jahre 1850 und 1851 haben wir lange Zeit nicht gehabt, das noch vielde Gemenge auf dem Feld verfault ist". "1853 ist ein merkwürdiges Jahr, die Osterfeiertage (27. März) lag noch soviel Schnee, daß noch auf dem Schlitten gefahren wurde, am 28. Mai war ein heißer, schwüler Tag, wir haben und gefreut, daß auf den folgenden Tag Sonntag sei, aber unsere Freude wurde in Trauer verwandelt. Gegen Abend zog ein schweres Gewitter auf, gegen halb acht Uhr abends schlug das Gewitter in unser Dörfchen ein, zündete die Scheune des Elias Werner an, und auch Mederackens Scheune unserm Dorfe gebrannt hatte, wo es auch in Mederackens Wohnhaus eingeschlagenhatte und sechs bis sieben Brandstätten hinterlassen hatte""1856 Vetter B... brachte meine Tochter an Herrn Sch... in Z..." (Heiratsvermittlung). "1857 ein Commöt war zu sehn und es wart den Leuten Angst gemacht, daß den 13. Junio die Menschen sollten verbrennen, es war aber so kalt, so daß man bei der Arbeit fror. Die Eisenbahn von Halle nach Dessau kam in stand, aber nach Leipzig nicht, macht weil viele Bankrotte ausbrechen. Die Dampfmühle (wo?) wart fertig. Meine Schwester in K.... begraben. Der Sohn von ihr Wilhelm kauft in B... die Schmiede für 270 Thaler" - " 1861 im Februar solch schöne Tage, daß wir in die Scheune mußten, denn wir hatten noch 48 Schock Weizenkloppen zu reiten...... die Mäuse hatten fast alles weggefressen, aber wir haben eine gute Ernte gehabt." - " 1863 hat es kein Fenster gefroren, die Kornähre war schon am 24. April zu sehen." - " Der Herbst des Jahres 1866 war zu trocken, das mancherlei Saatfeld bloß zur Hälfte aufgegangen ist".
Von Viehgeschäften ist merkwürdigerweise nie die Rede, doch werden einige Male Schafwollverkäufe angeführt: " 1826 von 37 Stück 4 Stein 4 Pfund, der Stein zu 10 Thaler 6 gr. (1 Stein = 20 Pfund). - Vom Jahre 1832 bis 1857 war die Feldflur fast unvermindert 3 Hufen groß, das sind etwa 90 Morgen gewesen. Auf dieser Fläche werden Jahr zu Jahr stets wechselnde Mengen an Getreide geerntet. Magere Jahre waren : 1841 mit 112 Schock Korn, 120 Schock Weizen, 42 Schock Gerste und 68 Schock Hafer, 1842 in Schock 110 Korn, 100 Weizen, 24 Gerste und 40 an Hafer. Das folgende Jahr war ein fettes Jahr und brachte 197 Schock Korn, 198 Schock Weizen, 47 Schock Gerste und 76 Schock Hafer. Das Jahrzehnt 1851 bis 1860 brachte allgemein bessere Erträge als die früheren Jahre, denn die Düngung war besser geworden. Unter den Schockzahlen sind Verkaufserträge eingetragen, auch diese sind in witschaftlicher Hinsicht von Bedeutung. Je ein Scheffel kostete 1828: Korn 3 Thaler 18 Groschen, Weizen 5 Thaler und Gerste 2,5 Thaler. Dagegen war 1846 alles seht teurer, als besonders hoher Preis steht im April vermerkt der Marktpreis von 9 Thalern für Korn, 9,5 Thaler für Weizen, 6 Thaler für Gerste und für Hafer wird 3,5 Thaler genannt. Ein Zentner Kleesamen kostete 1865 16 Thaler.
Mehr als 100 Jahre sind vergangen, daß der Urgroßvater als junger Landwirt seine erste Ernte eintrug. Gewiß hat er um ihren Erfolg gebangt und wird stolz gewesen sein, als er aus den wachsenden Zahlen den Segen, der auf seiner Arbeit ruhte, spürte.
Mein Urgroßvater war 1828 durch Erbschaft seiner Frau in den Besitz eines Dreihufengutes gelangt neben seinem eigenen Gute von zwei Hufen Größe in der Umgebung Delitzsch (Werbelin Gut 5 links der Pfarre). Als tüchtiger Landwirt und guter Haushälter begann er um jene Jahre seine Ernteerträge alljährlich einmal in ein Buch einzutragen. Er gibt die Ernte selbst in Schock, und die verkauften Körnerfrüchte erst in Scheffeln, später in Sack an. Für das Jahr 1837 hat er auch einen Wetterbericht hinzugefügt, weil dieses Jahr am 7., 8. und 9. April soviel Schnee " eine halbe Elle und auf vielen Orten 2 Ellen hoch", brachte, daß man die Ernte erst "den Tag vor Michael" (29.9.) beendete. Weiter heißt es: "1838 war wieder spät, das ganze Jahr ist feucht und was gewesen, daß den Weitzen naß haben einfahren müssen".
Von 1842 bis 1866, seinen Todesjahre, werden die Berichte von Jahr zu Jahr ausführlicher. Kartoffeln, Erbsen und "das Futter" werden erwähnt, dazwischen finden sich zahlreiche Familiennachrichten, " Erwähnungen von Todesfällen, Blitz- und Brandschäden eingestreut. " 1842 war sehr trocken". " 1843 sehr zeitig, fruchtbar und warm". " 1845 fing sich der Winter den 24. November an und dauerte bis zum 23. März. Das Wasser haben wir den 3. Ostertag aus dem Hofe getragen". 1846 wurden, so schreibt er, für den Sommerweg Holz und Steine gefahren. "So eine Nässe wie im Jahre 1850 und 1851 haben wir lange Zeit nicht gehabt, das noch vielde Gemenge auf dem Feld verfault ist". "1853 ist ein merkwürdiges Jahr, die Osterfeiertage (27. März) lag noch soviel Schnee, daß noch auf dem Schlitten gefahren wurde, am 28. Mai war ein heißer, schwüler Tag, wir haben und gefreut, daß auf den folgenden Tag Sonntag sei, aber unsere Freude wurde in Trauer verwandelt. Gegen Abend zog ein schweres Gewitter auf, gegen halb acht Uhr abends schlug das Gewitter in unser Dörfchen ein, zündete die Scheune des Elias Werner an, und auch Mederackens Scheune unserm Dorfe gebrannt hatte, wo es auch in Mederackens Wohnhaus eingeschlagenhatte und sechs bis sieben Brandstätten hinterlassen hatte""1856 Vetter B... brachte meine Tochter an Herrn Sch... in Z..." (Heiratsvermittlung). "1857 ein Commöt war zu sehn und es wart den Leuten Angst gemacht, daß den 13. Junio die Menschen sollten verbrennen, es war aber so kalt, so daß man bei der Arbeit fror. Die Eisenbahn von Halle nach Dessau kam in stand, aber nach Leipzig nicht, macht weil viele Bankrotte ausbrechen. Die Dampfmühle (wo?) wart fertig. Meine Schwester in K.... begraben. Der Sohn von ihr Wilhelm kauft in B... die Schmiede für 270 Thaler" - " 1861 im Februar solch schöne Tage, daß wir in die Scheune mußten, denn wir hatten noch 48 Schock Weizenkloppen zu reiten...... die Mäuse hatten fast alles weggefressen, aber wir haben eine gute Ernte gehabt." - " 1863 hat es kein Fenster gefroren, die Kornähre war schon am 24. April zu sehen." - " Der Herbst des Jahres 1866 war zu trocken, das mancherlei Saatfeld bloß zur Hälfte aufgegangen ist".
Von Viehgeschäften ist merkwürdigerweise nie die Rede, doch werden einige Male Schafwollverkäufe angeführt: " 1826 von 37 Stück 4 Stein 4 Pfund, der Stein zu 10 Thaler 6 gr. (1 Stein = 20 Pfund). - Vom Jahre 1832 bis 1857 war die Feldflur fast unvermindert 3 Hufen groß, das sind etwa 90 Morgen gewesen. Auf dieser Fläche werden Jahr zu Jahr stets wechselnde Mengen an Getreide geerntet. Magere Jahre waren : 1841 mit 112 Schock Korn, 120 Schock Weizen, 42 Schock Gerste und 68 Schock Hafer, 1842 in Schock 110 Korn, 100 Weizen, 24 Gerste und 40 an Hafer. Das folgende Jahr war ein fettes Jahr und brachte 197 Schock Korn, 198 Schock Weizen, 47 Schock Gerste und 76 Schock Hafer. Das Jahrzehnt 1851 bis 1860 brachte allgemein bessere Erträge als die früheren Jahre, denn die Düngung war besser geworden. Unter den Schockzahlen sind Verkaufserträge eingetragen, auch diese sind in witschaftlicher Hinsicht von Bedeutung. Je ein Scheffel kostete 1828: Korn 3 Thaler 18 Groschen, Weizen 5 Thaler und Gerste 2,5 Thaler. Dagegen war 1846 alles seht teurer, als besonders hoher Preis steht im April vermerkt der Marktpreis von 9 Thalern für Korn, 9,5 Thaler für Weizen, 6 Thaler für Gerste und für Hafer wird 3,5 Thaler genannt. Ein Zentner Kleesamen kostete 1865 16 Thaler.
Mehr als 100 Jahre sind vergangen, daß der Urgroßvater als junger Landwirt seine erste Ernte eintrug. Gewiß hat er um ihren Erfolg gebangt und wird stolz gewesen sein, als er aus den wachsenden Zahlen den Segen, der auf seiner Arbeit ruhte, spürte.
Das Typhusdenkmal von Werbelin:
von Walter Baack, aus dem Heimatkalender für den Kreis Delitzsch, Jahrgang 4 (1928) ab Seite 92
Gerade 100 Jahre sind es her (1928), daß es errichtet wurde, das Werbeliner Typhusdenkmal, und wer den Werbeliner Friedhof betritt, sieht es gleich zur rechten Hand vom Eingang stehen, eine hohe vierkantige Sandsteinsäule mit gotischem Zierrat und obenauf ein Lazaruskreuz. Es bezeichnet die Stätte, wo man vor hundert Jahren sieben Glieder der Werbeliner Familie Werner in ein Grab bettete. Die Vorderseite nennt ihre Namen; darüber in dem Mittelfeld schwebt im Spitzbogen ein Engel mit Palmenzweig und Lorbeerkranz; noch einige Male kommt das gleiche Motiv auf anderen Leichensteinen des Kreises Delitzsch vor. Die Rückseite trägt schlichte Verse über das traurige Schicksal, das hier seine Erfüllung fand. Die Werner sind ein früher stärker als heute verbreiteter Bauernstamm der Delitzscher Gegend. Der Delitzscher Chronist Johann Gottlieb Lehmann gehört durch seine Mutter Anna Regina auch dazu.F. Ch. Werner, der Besitzer des heutigen Fleischerschen Gutes in Werbelin war 48 jährig am 4. April 1820 gestorben und hinterließ seine Witwe Johanna Sophia geb. Haufe und sieben unmündige Kinder. Sie wuchsen heran und bildeten die Freude der Mutter. Die älteste Tochter heiratete den Besitzer Johann Christoph Baack und hatte gerade ihren zweiten Sohn Wilhelm zu Welt gebracht, als im elterlichen Gute eine schreckliche Krankheit ausbrach und jene Katastrophe begann, die der unbekannt Verfasser des Trostspruches wie folgt beklagte:
" Erst legte man den Vater in dies Grab,
dann sandte man die Mutter auch hinab,
Doch welch ein Leid! In der Zeit von 14 Tagen
sah man 5 Kinder nach dem Grabe tragen.
Wild brach sie der rasche bittere Tod,
fünf Blätter, die an einem Stamme trieben.
Doch Gott befahres, und des Herrn Gebot
wird allen ja zum Heile, hier und drüben!"
Schlechtes Brunnenwasser warf die Mutter am 18. März 1828 auf Totenbett und der 21 jährige älteste Sohn Johann Christoph ward nun die Stütze seiner Geschwister. Er beklagte den Tod seiner Eltern in einem Tagebuche, das er als junger Besitzer einrichtete mit den Worten:
"Sie starben in einem traurigen Zustande, und wir standen am Rande des Grabes verlassen von Vater und Mutter. Unglück über Unglück". Darunter steht von anderer Hand geschrieben: " Dieses hat der verstorbenen Johann Christoph Werner noch angemerkt vor seinem Tode". Und weiter steht geschrieben: " Johanne Rosine klagte sich den Tag danach, als die Mutter begraben war, über den Hals, nach einigen Tagen legte sie sich und starb den 7. April 22 Jahre alt. Darauf klagte sich der Christoph über den Kopf und ging auch etliche Tage umher und starb den 11. April 20 Jahre 9 Monate alt. Als dieser lag, fing auch die Johanna Regina an zu klagen, sie legte sich und starb schon den 9. April, noch eher als ihr Bruder, sie war 14 Jahre und 10 Monate alt, darauf legte sich der kleine Bruder Johann August und starb nach 3 Wochen langem Schmerz am 21. April, fast 11 Jahre alt, aber schon vor ihm legte sich Christiane, welche den 17. April schon starb 18 Jahre alt". So endete der Bericht.
Später ist dann hinzugefügt worden, daß die 78 Jahre alte Großmutter Elisabeth Werner die dahinsterbenden Enkel in die Särge legen half, und der Schwiegersohn Christoph Baak und dessen junger Bruder Gottlieb öffneten immer und immer wieder das kaum geschlossene Grab, um die Toten zu betten, denn es war ob der furchtbaren Heimsuchung Entsetzen ins Dorf gekommen, und keiner sonst wagte die Schwelle des Wernerschen Hauses zu überschreiten. Die alte Großmutter blieb unberührt und wurde noch 86 Jahre alt. Eine Kranke lag noch im Hause, die neunjährige Wilhelmine, das jüngste Kind. Auch sie galt als verloren, wurde aber wieder nach langer Krankheit gesund. Jedoch forderte das Schicksal noch den treuen Gehilfen in den schweren Tagen, den 24 jährigen Gottlieb Baack. Er starb am 26. Mai 1828 als achtes Opfer an Typhus.
Gerade 100 Jahre sind es her (1928), daß es errichtet wurde, das Werbeliner Typhusdenkmal, und wer den Werbeliner Friedhof betritt, sieht es gleich zur rechten Hand vom Eingang stehen, eine hohe vierkantige Sandsteinsäule mit gotischem Zierrat und obenauf ein Lazaruskreuz. Es bezeichnet die Stätte, wo man vor hundert Jahren sieben Glieder der Werbeliner Familie Werner in ein Grab bettete. Die Vorderseite nennt ihre Namen; darüber in dem Mittelfeld schwebt im Spitzbogen ein Engel mit Palmenzweig und Lorbeerkranz; noch einige Male kommt das gleiche Motiv auf anderen Leichensteinen des Kreises Delitzsch vor. Die Rückseite trägt schlichte Verse über das traurige Schicksal, das hier seine Erfüllung fand. Die Werner sind ein früher stärker als heute verbreiteter Bauernstamm der Delitzscher Gegend. Der Delitzscher Chronist Johann Gottlieb Lehmann gehört durch seine Mutter Anna Regina auch dazu.F. Ch. Werner, der Besitzer des heutigen Fleischerschen Gutes in Werbelin war 48 jährig am 4. April 1820 gestorben und hinterließ seine Witwe Johanna Sophia geb. Haufe und sieben unmündige Kinder. Sie wuchsen heran und bildeten die Freude der Mutter. Die älteste Tochter heiratete den Besitzer Johann Christoph Baack und hatte gerade ihren zweiten Sohn Wilhelm zu Welt gebracht, als im elterlichen Gute eine schreckliche Krankheit ausbrach und jene Katastrophe begann, die der unbekannt Verfasser des Trostspruches wie folgt beklagte:
" Erst legte man den Vater in dies Grab,
dann sandte man die Mutter auch hinab,
Doch welch ein Leid! In der Zeit von 14 Tagen
sah man 5 Kinder nach dem Grabe tragen.
Wild brach sie der rasche bittere Tod,
fünf Blätter, die an einem Stamme trieben.
Doch Gott befahres, und des Herrn Gebot
wird allen ja zum Heile, hier und drüben!"
Schlechtes Brunnenwasser warf die Mutter am 18. März 1828 auf Totenbett und der 21 jährige älteste Sohn Johann Christoph ward nun die Stütze seiner Geschwister. Er beklagte den Tod seiner Eltern in einem Tagebuche, das er als junger Besitzer einrichtete mit den Worten:
"Sie starben in einem traurigen Zustande, und wir standen am Rande des Grabes verlassen von Vater und Mutter. Unglück über Unglück". Darunter steht von anderer Hand geschrieben: " Dieses hat der verstorbenen Johann Christoph Werner noch angemerkt vor seinem Tode". Und weiter steht geschrieben: " Johanne Rosine klagte sich den Tag danach, als die Mutter begraben war, über den Hals, nach einigen Tagen legte sie sich und starb den 7. April 22 Jahre alt. Darauf klagte sich der Christoph über den Kopf und ging auch etliche Tage umher und starb den 11. April 20 Jahre 9 Monate alt. Als dieser lag, fing auch die Johanna Regina an zu klagen, sie legte sich und starb schon den 9. April, noch eher als ihr Bruder, sie war 14 Jahre und 10 Monate alt, darauf legte sich der kleine Bruder Johann August und starb nach 3 Wochen langem Schmerz am 21. April, fast 11 Jahre alt, aber schon vor ihm legte sich Christiane, welche den 17. April schon starb 18 Jahre alt". So endete der Bericht.
Später ist dann hinzugefügt worden, daß die 78 Jahre alte Großmutter Elisabeth Werner die dahinsterbenden Enkel in die Särge legen half, und der Schwiegersohn Christoph Baak und dessen junger Bruder Gottlieb öffneten immer und immer wieder das kaum geschlossene Grab, um die Toten zu betten, denn es war ob der furchtbaren Heimsuchung Entsetzen ins Dorf gekommen, und keiner sonst wagte die Schwelle des Wernerschen Hauses zu überschreiten. Die alte Großmutter blieb unberührt und wurde noch 86 Jahre alt. Eine Kranke lag noch im Hause, die neunjährige Wilhelmine, das jüngste Kind. Auch sie galt als verloren, wurde aber wieder nach langer Krankheit gesund. Jedoch forderte das Schicksal noch den treuen Gehilfen in den schweren Tagen, den 24 jährigen Gottlieb Baack. Er starb am 26. Mai 1828 als achtes Opfer an Typhus.
Aus alten Rechnungen des Delitzscher Amtes:
von Walter Baak, aus dem Heimatkalender für den Kreis Delitzsch, Jahrgang 8 (1932) ab Seite 79
Herr Samuel Helter, der um das Jahr 1638 Amtsschösser in Delitzsch war, saß im Amtshause vor seinem hohen Schreibpulte. Er war in schwerer Sorge. Die kurfürstliche Rentkammer in Dresden hatte ihm wieder einen sehr dringenden Brief geschrieben wegen der Abrechnung und der Gelder, die er nach Dresden aus den Einnahmen des Amtes schicken sollte. Es war so herzlich wenig eingekommen. Jetzt kam auch noch das Schreibwerk dazu, da lag vor ihm ein kurfürstlicher, oberster Befehl, wonach er in den Berichten nach Dresden angeben sollte, wie viele Häuser und Güter in den einzelnen Dörfern, die alle durch den Krieg und die Pest so schrecklich gelitten hatten, wüst lagen öde abgebrannt waren, wie viele Bewohner von der ursprünglichen Zahl noch lebten und wo sie lebten. Die Berichte waren bis jetzt recht spärlich eingegangen. Meist hatte der Amtsfron niemanden mehr angetroffen, der sie aufsetzen konnte. Von den wenigen, die Herr Samuel Helter jetzt mühsam in sein großes Buch abschrieb, wurde soviel Elende und Jammer kund, dass der Herr Amtsschösser ganz verzagt wurde. Da lag vor ihm ein Blatt, auf dem stand geschrieben:
"Werbelin, Verzeichnis, was in Werbelin von Hauswirden und Einwohner sind gewesen:
13 Pahr Eheleute, darunter noch zwei Pahr beyde leben als Christoph Krabes und Baltzer Abitzsch, auch zwey Wittben, die Valtin Krabsen und die Mederaken.
Dabei ist nichts in diesem Dorf zum Kosten, weder Kühe noch Pferdte, daß solcher gestalt Ein jeder liebes tägliches Brodt mit der Handarbeit verdienen müssen. Siebn Güter liegen gantz bloß und unbewohnt alß Peter Rühles, das Pfarrgut,.... Hechts, Bartel Rühls. Michael Staß, Peter Clorius, Metthes Titze".
Von Queis heißt es: " sie tragen die Hütten ab und tragen das Holz nach Halle, daß sie Contributionen lösen und Brodt kaufen"
Über Kötzschlitz ist bemerkt:" in der Leipziger Schlacht (1631) bis auf vier Häuser abgebrannt, 1637 wieder drey Höfe, die wenig aufgebaut; nähren sich von Kraut auf dem Feld, erbetteln das Brodt in Leipzig".
Über Grabschütz ist zu berichten:" das Gott der allmächtige selbige Dorf izigen Kriegswesen über für Feuersgefahr guediglich bewahrt, Christoph Schrödtern ganz wüste, fast alle Güter besetzt und bis aus Hans Trotschen Gut bewohnt, noch fünf Nachbarn leben an izo, das andere sind arme Wittben, haben ihr kümmerliches Auskommen theils auch nicht einen einzigen Bissen Brodts".
Ettelwitz klagt: "nicht einen Bissen Brodt, noch zwie Nachbarn am Leben, wollen sie sich aber Hungers wehren, so kochen sie etwaen grüne Kräuter, die kein Menschsonst zu essen pflegt."
Brodenaundorf: " ganz wüste und abgebranndt nur noch ein einziger Einwohner, der sich außerhalb aufhält."
Cletzen: "Peter Schmiedt wüstem wittwe noch vorhanden, Jacob Höppner wüst, Jacob Hinzsch nicht bestellt und die Schmiede abgebrannt".
Klitzschmar: " ganz wüste 11 Güter darunter Toffel Troitsch und Hans Troitzsch".
Siedersdorf: "Noch zwey Einwohner am Leben waren ihre 14 in der guten Zeit, zwölf Güter wüst und leer".
Welz (Wölls) davon heißt es: "hat 10 bewohnte Häuser gehabt, noch leben 4, übrigen abgebrannt und wüste".
Das alles schrieb Herr Helter an den Kurfürsten getreulich und entschuldigte sich, daß es aus Delitzscher Amts Einkünften nichts senden könne, dieweil nichts in diesem gar jämmerlichen Kriegswesen eingenommen.
Herr Samuel Helter, der um das Jahr 1638 Amtsschösser in Delitzsch war, saß im Amtshause vor seinem hohen Schreibpulte. Er war in schwerer Sorge. Die kurfürstliche Rentkammer in Dresden hatte ihm wieder einen sehr dringenden Brief geschrieben wegen der Abrechnung und der Gelder, die er nach Dresden aus den Einnahmen des Amtes schicken sollte. Es war so herzlich wenig eingekommen. Jetzt kam auch noch das Schreibwerk dazu, da lag vor ihm ein kurfürstlicher, oberster Befehl, wonach er in den Berichten nach Dresden angeben sollte, wie viele Häuser und Güter in den einzelnen Dörfern, die alle durch den Krieg und die Pest so schrecklich gelitten hatten, wüst lagen öde abgebrannt waren, wie viele Bewohner von der ursprünglichen Zahl noch lebten und wo sie lebten. Die Berichte waren bis jetzt recht spärlich eingegangen. Meist hatte der Amtsfron niemanden mehr angetroffen, der sie aufsetzen konnte. Von den wenigen, die Herr Samuel Helter jetzt mühsam in sein großes Buch abschrieb, wurde soviel Elende und Jammer kund, dass der Herr Amtsschösser ganz verzagt wurde. Da lag vor ihm ein Blatt, auf dem stand geschrieben:
"Werbelin, Verzeichnis, was in Werbelin von Hauswirden und Einwohner sind gewesen:
13 Pahr Eheleute, darunter noch zwei Pahr beyde leben als Christoph Krabes und Baltzer Abitzsch, auch zwey Wittben, die Valtin Krabsen und die Mederaken.
Dabei ist nichts in diesem Dorf zum Kosten, weder Kühe noch Pferdte, daß solcher gestalt Ein jeder liebes tägliches Brodt mit der Handarbeit verdienen müssen. Siebn Güter liegen gantz bloß und unbewohnt alß Peter Rühles, das Pfarrgut,.... Hechts, Bartel Rühls. Michael Staß, Peter Clorius, Metthes Titze".
Von Queis heißt es: " sie tragen die Hütten ab und tragen das Holz nach Halle, daß sie Contributionen lösen und Brodt kaufen"
Über Kötzschlitz ist bemerkt:" in der Leipziger Schlacht (1631) bis auf vier Häuser abgebrannt, 1637 wieder drey Höfe, die wenig aufgebaut; nähren sich von Kraut auf dem Feld, erbetteln das Brodt in Leipzig".
Über Grabschütz ist zu berichten:" das Gott der allmächtige selbige Dorf izigen Kriegswesen über für Feuersgefahr guediglich bewahrt, Christoph Schrödtern ganz wüste, fast alle Güter besetzt und bis aus Hans Trotschen Gut bewohnt, noch fünf Nachbarn leben an izo, das andere sind arme Wittben, haben ihr kümmerliches Auskommen theils auch nicht einen einzigen Bissen Brodts".
Ettelwitz klagt: "nicht einen Bissen Brodt, noch zwie Nachbarn am Leben, wollen sie sich aber Hungers wehren, so kochen sie etwaen grüne Kräuter, die kein Menschsonst zu essen pflegt."
Brodenaundorf: " ganz wüste und abgebranndt nur noch ein einziger Einwohner, der sich außerhalb aufhält."
Cletzen: "Peter Schmiedt wüstem wittwe noch vorhanden, Jacob Höppner wüst, Jacob Hinzsch nicht bestellt und die Schmiede abgebrannt".
Klitzschmar: " ganz wüste 11 Güter darunter Toffel Troitsch und Hans Troitzsch".
Siedersdorf: "Noch zwey Einwohner am Leben waren ihre 14 in der guten Zeit, zwölf Güter wüst und leer".
Welz (Wölls) davon heißt es: "hat 10 bewohnte Häuser gehabt, noch leben 4, übrigen abgebrannt und wüste".
Das alles schrieb Herr Helter an den Kurfürsten getreulich und entschuldigte sich, daß es aus Delitzscher Amts Einkünften nichts senden könne, dieweil nichts in diesem gar jämmerlichen Kriegswesen eingenommen.
Aus alten Kirchenbüchern und Gerichtsakten so nebenbei:
von Walter Baack, aus dem Heimatkalender für den Kreis Delitzsch, Jahrgang 14 (1938) ab Seite 44
Ich nenne den Fall die " Fünf Hans Mederake". Geboren wurden sie im selben Dorf, lebten und starben auch darin. Siebzig Jahre liegen zwischen ihren Geburten. Sie sind einander Sohn und Vater, Neffe und Großvater. Als sie starben, wurden sie unterschiedlich als "Nachbar, alter Nachbar, Kirchvater, Richter und Schenke" bezeichnet. Aber, da einig Geburtstage nahe aneinander liegen, so entsteht die Frage: Welcher dieser Geburts- oder Trauertage gehört zu dem Hans, der als Richter oder als Schenke starb. Dem jetzigen Herrn Pfarrer, der einst die Ereignisse in Kirchbuch schrieb, war das ganze klar; leider ist uns aber erst nur ein Teil dieser "Hans Mederake Wirrnis" zu deuten gewesen. Ich habe dies erreicht, in dem ich die Gerichtsakten, von denen aber nicht mehr viele vorhanden sind, zu Hilfe nahm. Wer die Geschichte seiner Vorfahren erforscht, muss wohl auf die Nebensachen in den Kirchenbüchern und Gerichtsakten achten. Vielfach ist aber nicht ganz klar, was die Beibezeichnungen zum Namen bedeuten oder es werden Dinge genannt, die zwar deutsch klingen, deren Sinn uns jedoch vorläufig dunkel ist."Nachbar" war, der Mitglied der Dorfgemeinde war, d.h. der Bauern-Gemeinde, nicht etwa der politischen Gemeinde. Saß er auf dem Altenteil, so hatte er nur noch beratende Stimme und war ein "alter Nachbar".
Die Pferdner oder Anspänner waren verpflichtet, der Lehns- oder Gerichtsherrschaft Fuhren oder Feldanbauarbeiten mit einem Pferdegespann zu leisten. Mit der Größe des Gutes oder der Pferdehaltung hatte die Bezeichnug Pferdner oder Anspänner nichts zu tun. Im Gegensatz hierzu standen die "Kossäthen" oder die "Gärtner", die ihre Arbeitsverpflichtungen nur mit Arme- oder Beinkraft nachzukommen brauchten. In der Delitzscher Pflege hatte eine Hufe rund 30 Morgen. Gehörte zu einem Gut nur eine halbe oder eine viertel Hufe, so trifft man auf "Halb- oder Viertelhüfner". "Kirchvater" waren diejenigen, die neben dem Pfarrer über das Eigentum und die Erhaltung der Kirche zu sorgen hatten. Lag das Recht, Bier auszuschenken nur auf ein Haus oder Hof, so wurde sein Besitzer "Schenke" oder "Erbschenke" genannt. Der Führer des Nachbarn war der "Richter". Ihm lag die halb- oder ganzjährliche Verlesung der Dorfordnung ob. Er hatte auf ihre Einhaltung zu achten und dafür zu sorgen, daß das Recht nicht zum toten Buchstaben wurde, sondern lebendige Gegenwart blieb. Ihm zur Seite standen die "Gerichtsschöppen". Das sie für das einzelne Dorf waren, das waren die Landesrichter und Landesschöppen für größere ländliche Bezirke.
Ein Lehnsbrief wurde von der Gerichtsherrschaft beim Besitzwechsel der belehnten Güter ausgestellt, dafür war "auf den Fall" ein ausgemachter Betrag, eigentlich den Wert für bestimmte Naturalabgaben zu zahlen. Eine Freimannlehnhufe bleib nur solange am selben Gut, solange auf ihm ein Mann saß oder ein männlicher Erbe vorhanden war.
Bis etwa 1830 war es Brauch, das Gut dem jüngsten Sohn zu vererben, schlug er es aus, so hatte er Recht auf das Kurgeld, das in den Besitzerwechselakten vorkommt. wo einem älteren Bruder das Gut übereignet wurde. Mithilfe wurde ausgezahlt, an die Kinder, die als Magd oder Knecht bei ihren Eltern dienten, aber keinen Lohn bekommen haben. Consens war die Erlaubnis des Lehnsherrn, Hypotheken oder Darlehen auf das Gut aufzunehmen. Frauen und Kinder hatten vor Gericht stets einen Vormund.
Die Witwe hatte noch 30 Tage nach dem Tod ihres Mannes den ungeschmälerten Nutzen aus dem Gut, ehe die Erbteilung einsetzte. Die Witwe hatte ihre "Gerade" zu beanspruchen, das waren die Gänse, vom Hausrat die Truhen mit gebogenen Deckeln (Weibertruhen), alles Garn, alle Betten, Pfühle, Kissen, Leilaken (Bettücher), Tischlaken, Quehlen (Handtücher), Becken, Leuchter, Leinzeug, alle Bücher zum Gottesdienst, (hierdurch erklärt sich die Herkunft mancher alter Bibel, die die Namen der Urgroßmutter trägt, weil sie bei dem Tode der Wittwe auf die Töchter weitervererbt wurde). Hierzu trat alle Kleidung, die sie zum persönlichen Gebrauch hatte, ferner alles Bandwerk, die Bürsten, Scheren und Spiegel. Ungeschnittenes Leinen und ungewirktes Gold gehörte nicht zur Frauengerade. Starb die Frau vor dem Mann, so ging die Gerade auf die nächste weibliche Verwandte über, aber der Mann hatte daraus zu fordern: sein Bett, einen Tisch mit Laken, eine Bank mit Pfühl und den Stuhl mit Kissen. Der Mann hatte sein Heergerät, das er seinen Söhnen vererbte. Der älteste nimmt das Schwert oder die Strietaxt im Voraus; verteilt werden Streitroß, Sattelzeug, Harnisch, Kleidung, Arbeitsgerät, soweit es nicht ackergerät ist und zum Gut gehörte.
Wenn ein Gut verkauft wurde, so heißt das unterm Hammer erstanden. Das Angeld wurde meist ungleich gezahlt, für die Tilgung des Restes der Kaufsumme eines Gutes wurden Tagesgelder festgelegt, die meist zu Michaelis zu zahlen sind. Die Besitzerwechselvereinbarungen zwischen dem Partner, ob verwandt oder nicht verwandt, sind zumeist in den Protokollbüchern festgehalten. Hier sind die Urniederschriften zu finden. Aber erst dann, wenn alles was zu Protokoll gegeben war, richtig war und nicht wieder geändert werden sollte, wurde ein Eintrag in das Gerichtshandelsbuch vorgenommen. Diese Reinschriften sind leider nicht immer zuverlässig wegen der Vornamen. Da kommt es häufig vor, daß aus einer Johanne Marie eine Anne Marie und aus dieser wieder eine Anne Sophie wird. Aktenstücke, in denen mit ein bis zwei Zeilen Abstand der Name des Mannes und den seiner Frau verschieden geschrieben werden, sind nicht selten. Man hat manchmal den Eindruck, als habe der Aktenschreiber alle Möglichkeiten der Schreibweise der Reihe nach ausprobiert.
Ich nenne den Fall die " Fünf Hans Mederake". Geboren wurden sie im selben Dorf, lebten und starben auch darin. Siebzig Jahre liegen zwischen ihren Geburten. Sie sind einander Sohn und Vater, Neffe und Großvater. Als sie starben, wurden sie unterschiedlich als "Nachbar, alter Nachbar, Kirchvater, Richter und Schenke" bezeichnet. Aber, da einig Geburtstage nahe aneinander liegen, so entsteht die Frage: Welcher dieser Geburts- oder Trauertage gehört zu dem Hans, der als Richter oder als Schenke starb. Dem jetzigen Herrn Pfarrer, der einst die Ereignisse in Kirchbuch schrieb, war das ganze klar; leider ist uns aber erst nur ein Teil dieser "Hans Mederake Wirrnis" zu deuten gewesen. Ich habe dies erreicht, in dem ich die Gerichtsakten, von denen aber nicht mehr viele vorhanden sind, zu Hilfe nahm. Wer die Geschichte seiner Vorfahren erforscht, muss wohl auf die Nebensachen in den Kirchenbüchern und Gerichtsakten achten. Vielfach ist aber nicht ganz klar, was die Beibezeichnungen zum Namen bedeuten oder es werden Dinge genannt, die zwar deutsch klingen, deren Sinn uns jedoch vorläufig dunkel ist."Nachbar" war, der Mitglied der Dorfgemeinde war, d.h. der Bauern-Gemeinde, nicht etwa der politischen Gemeinde. Saß er auf dem Altenteil, so hatte er nur noch beratende Stimme und war ein "alter Nachbar".
Die Pferdner oder Anspänner waren verpflichtet, der Lehns- oder Gerichtsherrschaft Fuhren oder Feldanbauarbeiten mit einem Pferdegespann zu leisten. Mit der Größe des Gutes oder der Pferdehaltung hatte die Bezeichnug Pferdner oder Anspänner nichts zu tun. Im Gegensatz hierzu standen die "Kossäthen" oder die "Gärtner", die ihre Arbeitsverpflichtungen nur mit Arme- oder Beinkraft nachzukommen brauchten. In der Delitzscher Pflege hatte eine Hufe rund 30 Morgen. Gehörte zu einem Gut nur eine halbe oder eine viertel Hufe, so trifft man auf "Halb- oder Viertelhüfner". "Kirchvater" waren diejenigen, die neben dem Pfarrer über das Eigentum und die Erhaltung der Kirche zu sorgen hatten. Lag das Recht, Bier auszuschenken nur auf ein Haus oder Hof, so wurde sein Besitzer "Schenke" oder "Erbschenke" genannt. Der Führer des Nachbarn war der "Richter". Ihm lag die halb- oder ganzjährliche Verlesung der Dorfordnung ob. Er hatte auf ihre Einhaltung zu achten und dafür zu sorgen, daß das Recht nicht zum toten Buchstaben wurde, sondern lebendige Gegenwart blieb. Ihm zur Seite standen die "Gerichtsschöppen". Das sie für das einzelne Dorf waren, das waren die Landesrichter und Landesschöppen für größere ländliche Bezirke.
Ein Lehnsbrief wurde von der Gerichtsherrschaft beim Besitzwechsel der belehnten Güter ausgestellt, dafür war "auf den Fall" ein ausgemachter Betrag, eigentlich den Wert für bestimmte Naturalabgaben zu zahlen. Eine Freimannlehnhufe bleib nur solange am selben Gut, solange auf ihm ein Mann saß oder ein männlicher Erbe vorhanden war.
Bis etwa 1830 war es Brauch, das Gut dem jüngsten Sohn zu vererben, schlug er es aus, so hatte er Recht auf das Kurgeld, das in den Besitzerwechselakten vorkommt. wo einem älteren Bruder das Gut übereignet wurde. Mithilfe wurde ausgezahlt, an die Kinder, die als Magd oder Knecht bei ihren Eltern dienten, aber keinen Lohn bekommen haben. Consens war die Erlaubnis des Lehnsherrn, Hypotheken oder Darlehen auf das Gut aufzunehmen. Frauen und Kinder hatten vor Gericht stets einen Vormund.
Die Witwe hatte noch 30 Tage nach dem Tod ihres Mannes den ungeschmälerten Nutzen aus dem Gut, ehe die Erbteilung einsetzte. Die Witwe hatte ihre "Gerade" zu beanspruchen, das waren die Gänse, vom Hausrat die Truhen mit gebogenen Deckeln (Weibertruhen), alles Garn, alle Betten, Pfühle, Kissen, Leilaken (Bettücher), Tischlaken, Quehlen (Handtücher), Becken, Leuchter, Leinzeug, alle Bücher zum Gottesdienst, (hierdurch erklärt sich die Herkunft mancher alter Bibel, die die Namen der Urgroßmutter trägt, weil sie bei dem Tode der Wittwe auf die Töchter weitervererbt wurde). Hierzu trat alle Kleidung, die sie zum persönlichen Gebrauch hatte, ferner alles Bandwerk, die Bürsten, Scheren und Spiegel. Ungeschnittenes Leinen und ungewirktes Gold gehörte nicht zur Frauengerade. Starb die Frau vor dem Mann, so ging die Gerade auf die nächste weibliche Verwandte über, aber der Mann hatte daraus zu fordern: sein Bett, einen Tisch mit Laken, eine Bank mit Pfühl und den Stuhl mit Kissen. Der Mann hatte sein Heergerät, das er seinen Söhnen vererbte. Der älteste nimmt das Schwert oder die Strietaxt im Voraus; verteilt werden Streitroß, Sattelzeug, Harnisch, Kleidung, Arbeitsgerät, soweit es nicht ackergerät ist und zum Gut gehörte.
Wenn ein Gut verkauft wurde, so heißt das unterm Hammer erstanden. Das Angeld wurde meist ungleich gezahlt, für die Tilgung des Restes der Kaufsumme eines Gutes wurden Tagesgelder festgelegt, die meist zu Michaelis zu zahlen sind. Die Besitzerwechselvereinbarungen zwischen dem Partner, ob verwandt oder nicht verwandt, sind zumeist in den Protokollbüchern festgehalten. Hier sind die Urniederschriften zu finden. Aber erst dann, wenn alles was zu Protokoll gegeben war, richtig war und nicht wieder geändert werden sollte, wurde ein Eintrag in das Gerichtshandelsbuch vorgenommen. Diese Reinschriften sind leider nicht immer zuverlässig wegen der Vornamen. Da kommt es häufig vor, daß aus einer Johanne Marie eine Anne Marie und aus dieser wieder eine Anne Sophie wird. Aktenstücke, in denen mit ein bis zwei Zeilen Abstand der Name des Mannes und den seiner Frau verschieden geschrieben werden, sind nicht selten. Man hat manchmal den Eindruck, als habe der Aktenschreiber alle Möglichkeiten der Schreibweise der Reihe nach ausprobiert.
Wüstungen und wüste Marken:
von Gustav Reischel, Wüstungskunde der Kreise Bitterfeld und Delitzsch, 1926, Auszüge
Den zahlreichen Wüstungen und wüsten Marken um Werbelin liegen untergegangene Dörfer zu Grunde. Diese Dörfer wurden nicht, wie oft irrtümlich angenommen, Opfer des 30-jährigen Krieges. In der Zeit des 12. - 13. Jahrhunderts war die Besiedlungsdichte größer, als in späterer Zeit. Die einheimische, slawische Bevölkerung hatte sich mit der eingewanderten Deutschen vermischt, das Gebiet wurde allmählich germanisiert. Die damaligen Bewohner stellten keine großen Ansprüche an Lebensunterhalt und Ernährung, ihre Lebensweise war einfacher und anspruchsloser als in späterer Zeit. Ebenfalls waren die Abgaben an Lehnsherren geringer, da diese durch Kolonisation ins Land geholten Bauern als "frei" galten. Die damalige primitive Landwirtschaft konnte den dann angestiegenen Ernährungsanforderungen nicht mehr Stand halten. Auf Grund der niedrigeren Erträge, konnte der Boden die große Anzahl der hier lebenden Menschen nicht mehr ernähren. Außerdem mussten die Dörfer größere Leistungen gegenüber ihren Lehnsherrn und den Städten bringen. Viele Dörfer wurden durch Abwanderung, Verkauf, den damals auftretenden Epedemien, durchziehenden Kriegsvölkern verlassen und nach und nach wüst. Die vielen kleinen Dörfer, die meist noch aus der Zeit der Ostkolonisation und slawischen Zeit stammten, gingen etwa in der Zeit vom Ende des 14. Jahrhunderts bis Mitte des 15. Jahrhunderts, also von 1375 bis 1450, unter. Meist blieben nur die Friedhöfe mit den Kirchen noch längere Zeit erhalten, wie in Weissig, Rubach oder Buschenau bei Lössen.
Ziegenhain:
Im Felde zu Werbelin. Die Mark liegt im südwestlichen Flurwinkel, und nur dort hat wohl auch das Dorf in der Senke am Bach gelegen. Ziegenhain gehörte früher zum Rittergut Neuhaus, Neuhaus war aber im Besitz der von Spiegel. Um 1350 begegnet Ziegenhain, anscheinend als bestehendes Dorf mit einer denen von Diskow geliehenen Hufe. Um 1404 geben (Zegenhain, Werbelin und Gothere - wüst: Jeder- zusammen 38 Scheffel Bauhafer. Um 1486 ist die wüste Mark Czigenhayn im Besitz Otto Spiegels. Man darf annehmen, dass Ziegenhain schon im Jahre 1404 wüst war, weil es zusammen mit Werbelin genannt wird.
Press: Der westliche Teil der Flur Brodau heißt:" Pressmark". Ihre Dorfstelle ist ca. 0,7km westlich Brodau, zur linken Seite der Chaussee nach Lemsel. Der Name ist sorbisch. 1404 wird genannt: "Wreß, Wresse Leistung an Bauhafer..". 1442 steht: "Breß bie Brode" unter denjenigen Orten, welche landesherrliche Gerichte haben und dreimal jährlich das Rugeding zu beschicken haben. Unter dem Leib gut für Heinrich Spigels Weib befindet sich auch: das dorf Wreße als das Dittrich Pack inne hat. - Der für Jacob Sligk (4.8.1462) geschriebene Lehnbrief nennt: das forwergk zu Selben mit 7 Hufen artlandes, 18 acker Wiesen und mit 4 besseren mennern, dorzu gerichte zu schuldenund zu gulden ober sie zu helfen; auch das wuste dorffurwerg Preß mit 8 hufen und 8 wusten hofen.... 45 gr. (zins) uf Preßmarke. Wüst geworden um 1450.
Rubach: In der früher gemeinschaftlichen südlichen Flur von Delitzsch und Gertitz bildet einen Anteil die auf Mtbl 2535 angegebene " Rubach Mark". Ihre Lage ist südlich vom Dorfe Gertitz und die Dorfstelle hat höchstwahrscheinlich unmittelbar südlich von Gertitz an dem selben Bache gelegen. Westlich von Rubach lag Weißig, östlich erstreckte sich nach Delitzsch hinauf und bis Döbernitz und Brodau die Mark des wüsten Elberitz. Name ist deutsch. Um 1428 war Rubach als fast wüst anzusehen, da der Rat der Stadt Delitzsch an Gebäuden nur abbrechen lassen brauchte. Der Kirchhof wird noch 1563 erwähnt. Wüst geworden wohl seit 1400 bis 1434, wahrscheinlich durch Aufkauf seitens der Stadt Delitzsch.
Buschenau: Gelegen in Flur Schladitz bei Günteritz. Die Salzstraße Lössen - Kletzen durchschneidet die wüste Mark Buschenau in Ost - West Richtung, ihr Abstand von Rackwitz ist ca. 1km. Name ist sorbisch. Eine Kirche stand noch allein etwa 125 m von der Landstraße Delitzsch - Leipzig. Um 1350 begegnet unter dem Lehen der von Brode der Ort "Schinow". 1462 wird genannt: "das Dorf Puschenaw" dazu das Kirchlehen darin und das Vorwerk mit 9 Hufen Landes und den dazu gehörenden Wiesen. 1598/99 führt die Kirchenvisitation an: Filial Busschenaw ist eine einzige Kirche..., wüst geworden im 16. Jahrhundert.
Lipzig: Im Felde von Wolteritz, wo die "Mark Lipzig" eine besondere Abteilung bildet, welche an das südliche Ende des Dorfes stößt und diesen Teil des Dorfes mir umfaßt, dort ist auch die alte Dorfstelle anzunehmen. Name ist sorbisch. Um 1350 hat Johannes von Krostewitz Einkünfte in Lipzick. Wüst geworden in 16. Jahrhundert.
Scherpert: Im südwestlichen Felde von Lössen gelegen, die Dorfstätte berührt unmittelbar die südliche Flurgrenze des Dorfes Wolteritz, Name ist sorbisch. Wüst geworden in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts bis etwa 1425.
Rehfeld: Die Mark Rehfeld bildet den südwstlichen Teil der Flur Wolteritz, begrenzt im Westen von Gerbisdorf, südlich von Hayna, nördlich von den Wüstungen Glodewitz und Lipzog, östlich der Wüstung Scherpert und dem Dorfe Kömmlitz. Die Dorfstelle liegt in der Südostecke der Flur auf den Wölkauwiesen an der Wölkau, Welke oder Wölke (Bach), Name ist deutsch. Ist um die Mitte des 15. Jahrhunderts wüste geworden.
Glodewitz: In den Gemarkungen Ettelwitz und Flemsdorf; in der Flur Gerbisdorf besteht der name "Glodewitzer Hufen", weil diese an ihnen rainten und nicht zu Glodewitz gehörten. Die Dorfstelle liegt 2,1 km westsüdwestlich von Flemsdorf an der Wegkreuzung Flemsdorf - Wolteritz (Salzstraße) und Gerbisdorf - Werbelin. Es existiert ein länglich viereckiger Platz, das selbst heißt: "die Höfche". Der Name ist sorbisch. Nach der Anzahl der Ackerraine bestand das Dorf aus 20 bis 22 Gehöften. Am 15.5.1466 : " von ganzen und halben Hufen nebst je einen wüsten Hofe auf de wüsten Mark zu Glotz zinzen an Otten und Gyseler von Dißkow: Burckart Ludericke zu ?, Hans Tomas zu Gerbisdorf,..Hans Tryge zu Werbelin". Um 1421-24 läßt sich noch ein bestehendes Dorf erkennen, doch wird vermutet, daß die Ortslage 1442 schon wüst war.
Wedenitz: Von dieser sorbischen Wüstung ist in den Unterlagen nichts enthalten; indies ist seine Lage nach einen in den Pfarrakten zu Zwochau vorhandenen handschriftlichen Plane der Schanze zu Zwochau aus dem Jahre 1818 zu bestimmen. Danach bildete der östlich von dem Gienicken Bache, an dem Grabschütz liegt, gelegenen dreieckige Teil der Feldmark dieses Dorfes diejenige von Wedenitz. Sie ging bis unmittelbar an das Dorf Flemsdorf heran, an dessen Gärten der Plan eine Wehnitz-Wiese aufweist. Da wird auch die wüste Dorfstätte zu suchen sein. Wüst geworden zwischen 1424 und 1490.
Geter: (Gothere, Jeder) Die wüste Mark lag bis zur Separation im südlichen Felde von Kattersnaundorf und bildete eine geschlossene Mark für sich. Seitdem ist sie unter Kattersnaundorf, Grabschütz und Werbelin verteilt. Sie liegt westlich von Werbelin und grenzt an Grabschütz. 1404 geben Czegenhain (Ziegenhain), Werbelin und Gothere zusammen 38,5 Scheffel Bauhafer. Jeter ist wüst geworden vor 1378.
Eine Akte im Landesarchiv von Sachsen-Anhalt berichtet über einen Separationsrezess über die Jeder-Mark (zwischen den Gemeinden Werbelin, Kattersnaundorf, Grabschütz) Laufzeit/Datum (detailliert):(1835 - 1836) 1856 - 1857
Weissig: Die Mark Weissig lag im südwestlichen Teil der früher gemeinsamen Feldmark Delitzsch Gertitz, doch so, daß die Ländereien derselben in den benachbarten Fluren Quering und besonders Großlissa belrgt waren. Die Dorfstelle scheint nordöstlich von Großlissa gelegen zu haben. Aus dem Schiedsbriefe 1457 geht hervor, daß Steinweißig und Weißig derselbe Ort ist. Der Name ist sorbisch. Die erste Erwähnung von Weißig geschieht schon am 2.5.1224; auf dem Landding zu Delitzsch beurkundet Landgraf Ludwig die Schenkung von 7 Hufen in villa que dicitur Wizk an das Kloster Altzell durch Volrad und Konrad von Landsberg. Um 1350 haben Johannes von Gluck und seine Brüder im Dorfe Wizk 4 manos feodeles (Hufe). Eine Belehnung mit 2 Hufen zu Wizzik findet man im ältesten Lehnbuch der Magdeburger Erzbischhof. Am 1.4.1382 verkaufen Johannes, Probst, und das Kapitel auf dem Petersberge 1 schk Geldes guter breiter kreuziger Groschen jährlicher Gülde von 3 Hufen auf der Mark zu Steinwisk an Heinrich von Dalen. Den Bauhafer geben 1404 die Dörfer Brod (Brodau), Wizk und Wresse (Preß) zusammen ab, mit 19 schffl. - Am 6.4.1536 wird im Lehnbriefe Georg Spiegels als Lehnstück genannt: das Dorf Werbelin, mit der wüsten Mark Weyssigk und dem Kirchlehen. (Werbelin grenzt nicht an der Weissiger Feldmark). Weißig war Kirchdorf, Werbelin dahin eingepfarrt. 1389 wird als Pfarrer zu Weißig Johann Stellmacher genannt. Wüst geworden in der 1. Hälfte des 15. Jahrhunderts.
Scholin: (Zell-schlieben und Schleibnitz) In der Flur Gerbisdorf und zwar westlich und nördlich vom Dorfe kommt der Name "Wüste Mark Zellschlieben" vor. In diesem Namen sind 2 Wüstungen enthalten. Die eine liegt 1km nordwestlich von Gerbisdorf am alten Wege nach Grebehna und fällt noch in die Ecke der Flemsdorfer Dorfmark. Die andere liegt 1km westlich von Gerbisdorf am Wege von Radefeld nach Grebena. Beide Orte lagen etwa 0.75km voneinander entfernt. Beide Namen sind sorbisch. Es ist nicht mehr erkenntlich, welches Dorf "Zell" und "Schlieben" war. Eingegangen wohl im 15. Jahrhundert.
Den zahlreichen Wüstungen und wüsten Marken um Werbelin liegen untergegangene Dörfer zu Grunde. Diese Dörfer wurden nicht, wie oft irrtümlich angenommen, Opfer des 30-jährigen Krieges. In der Zeit des 12. - 13. Jahrhunderts war die Besiedlungsdichte größer, als in späterer Zeit. Die einheimische, slawische Bevölkerung hatte sich mit der eingewanderten Deutschen vermischt, das Gebiet wurde allmählich germanisiert. Die damaligen Bewohner stellten keine großen Ansprüche an Lebensunterhalt und Ernährung, ihre Lebensweise war einfacher und anspruchsloser als in späterer Zeit. Ebenfalls waren die Abgaben an Lehnsherren geringer, da diese durch Kolonisation ins Land geholten Bauern als "frei" galten. Die damalige primitive Landwirtschaft konnte den dann angestiegenen Ernährungsanforderungen nicht mehr Stand halten. Auf Grund der niedrigeren Erträge, konnte der Boden die große Anzahl der hier lebenden Menschen nicht mehr ernähren. Außerdem mussten die Dörfer größere Leistungen gegenüber ihren Lehnsherrn und den Städten bringen. Viele Dörfer wurden durch Abwanderung, Verkauf, den damals auftretenden Epedemien, durchziehenden Kriegsvölkern verlassen und nach und nach wüst. Die vielen kleinen Dörfer, die meist noch aus der Zeit der Ostkolonisation und slawischen Zeit stammten, gingen etwa in der Zeit vom Ende des 14. Jahrhunderts bis Mitte des 15. Jahrhunderts, also von 1375 bis 1450, unter. Meist blieben nur die Friedhöfe mit den Kirchen noch längere Zeit erhalten, wie in Weissig, Rubach oder Buschenau bei Lössen.
Ziegenhain:
Im Felde zu Werbelin. Die Mark liegt im südwestlichen Flurwinkel, und nur dort hat wohl auch das Dorf in der Senke am Bach gelegen. Ziegenhain gehörte früher zum Rittergut Neuhaus, Neuhaus war aber im Besitz der von Spiegel. Um 1350 begegnet Ziegenhain, anscheinend als bestehendes Dorf mit einer denen von Diskow geliehenen Hufe. Um 1404 geben (Zegenhain, Werbelin und Gothere - wüst: Jeder- zusammen 38 Scheffel Bauhafer. Um 1486 ist die wüste Mark Czigenhayn im Besitz Otto Spiegels. Man darf annehmen, dass Ziegenhain schon im Jahre 1404 wüst war, weil es zusammen mit Werbelin genannt wird.
Press: Der westliche Teil der Flur Brodau heißt:" Pressmark". Ihre Dorfstelle ist ca. 0,7km westlich Brodau, zur linken Seite der Chaussee nach Lemsel. Der Name ist sorbisch. 1404 wird genannt: "Wreß, Wresse Leistung an Bauhafer..". 1442 steht: "Breß bie Brode" unter denjenigen Orten, welche landesherrliche Gerichte haben und dreimal jährlich das Rugeding zu beschicken haben. Unter dem Leib gut für Heinrich Spigels Weib befindet sich auch: das dorf Wreße als das Dittrich Pack inne hat. - Der für Jacob Sligk (4.8.1462) geschriebene Lehnbrief nennt: das forwergk zu Selben mit 7 Hufen artlandes, 18 acker Wiesen und mit 4 besseren mennern, dorzu gerichte zu schuldenund zu gulden ober sie zu helfen; auch das wuste dorffurwerg Preß mit 8 hufen und 8 wusten hofen.... 45 gr. (zins) uf Preßmarke. Wüst geworden um 1450.
Rubach: In der früher gemeinschaftlichen südlichen Flur von Delitzsch und Gertitz bildet einen Anteil die auf Mtbl 2535 angegebene " Rubach Mark". Ihre Lage ist südlich vom Dorfe Gertitz und die Dorfstelle hat höchstwahrscheinlich unmittelbar südlich von Gertitz an dem selben Bache gelegen. Westlich von Rubach lag Weißig, östlich erstreckte sich nach Delitzsch hinauf und bis Döbernitz und Brodau die Mark des wüsten Elberitz. Name ist deutsch. Um 1428 war Rubach als fast wüst anzusehen, da der Rat der Stadt Delitzsch an Gebäuden nur abbrechen lassen brauchte. Der Kirchhof wird noch 1563 erwähnt. Wüst geworden wohl seit 1400 bis 1434, wahrscheinlich durch Aufkauf seitens der Stadt Delitzsch.
Buschenau: Gelegen in Flur Schladitz bei Günteritz. Die Salzstraße Lössen - Kletzen durchschneidet die wüste Mark Buschenau in Ost - West Richtung, ihr Abstand von Rackwitz ist ca. 1km. Name ist sorbisch. Eine Kirche stand noch allein etwa 125 m von der Landstraße Delitzsch - Leipzig. Um 1350 begegnet unter dem Lehen der von Brode der Ort "Schinow". 1462 wird genannt: "das Dorf Puschenaw" dazu das Kirchlehen darin und das Vorwerk mit 9 Hufen Landes und den dazu gehörenden Wiesen. 1598/99 führt die Kirchenvisitation an: Filial Busschenaw ist eine einzige Kirche..., wüst geworden im 16. Jahrhundert.
Lipzig: Im Felde von Wolteritz, wo die "Mark Lipzig" eine besondere Abteilung bildet, welche an das südliche Ende des Dorfes stößt und diesen Teil des Dorfes mir umfaßt, dort ist auch die alte Dorfstelle anzunehmen. Name ist sorbisch. Um 1350 hat Johannes von Krostewitz Einkünfte in Lipzick. Wüst geworden in 16. Jahrhundert.
Scherpert: Im südwestlichen Felde von Lössen gelegen, die Dorfstätte berührt unmittelbar die südliche Flurgrenze des Dorfes Wolteritz, Name ist sorbisch. Wüst geworden in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts bis etwa 1425.
Rehfeld: Die Mark Rehfeld bildet den südwstlichen Teil der Flur Wolteritz, begrenzt im Westen von Gerbisdorf, südlich von Hayna, nördlich von den Wüstungen Glodewitz und Lipzog, östlich der Wüstung Scherpert und dem Dorfe Kömmlitz. Die Dorfstelle liegt in der Südostecke der Flur auf den Wölkauwiesen an der Wölkau, Welke oder Wölke (Bach), Name ist deutsch. Ist um die Mitte des 15. Jahrhunderts wüste geworden.
Glodewitz: In den Gemarkungen Ettelwitz und Flemsdorf; in der Flur Gerbisdorf besteht der name "Glodewitzer Hufen", weil diese an ihnen rainten und nicht zu Glodewitz gehörten. Die Dorfstelle liegt 2,1 km westsüdwestlich von Flemsdorf an der Wegkreuzung Flemsdorf - Wolteritz (Salzstraße) und Gerbisdorf - Werbelin. Es existiert ein länglich viereckiger Platz, das selbst heißt: "die Höfche". Der Name ist sorbisch. Nach der Anzahl der Ackerraine bestand das Dorf aus 20 bis 22 Gehöften. Am 15.5.1466 : " von ganzen und halben Hufen nebst je einen wüsten Hofe auf de wüsten Mark zu Glotz zinzen an Otten und Gyseler von Dißkow: Burckart Ludericke zu ?, Hans Tomas zu Gerbisdorf,..Hans Tryge zu Werbelin". Um 1421-24 läßt sich noch ein bestehendes Dorf erkennen, doch wird vermutet, daß die Ortslage 1442 schon wüst war.
Wedenitz: Von dieser sorbischen Wüstung ist in den Unterlagen nichts enthalten; indies ist seine Lage nach einen in den Pfarrakten zu Zwochau vorhandenen handschriftlichen Plane der Schanze zu Zwochau aus dem Jahre 1818 zu bestimmen. Danach bildete der östlich von dem Gienicken Bache, an dem Grabschütz liegt, gelegenen dreieckige Teil der Feldmark dieses Dorfes diejenige von Wedenitz. Sie ging bis unmittelbar an das Dorf Flemsdorf heran, an dessen Gärten der Plan eine Wehnitz-Wiese aufweist. Da wird auch die wüste Dorfstätte zu suchen sein. Wüst geworden zwischen 1424 und 1490.
Geter: (Gothere, Jeder) Die wüste Mark lag bis zur Separation im südlichen Felde von Kattersnaundorf und bildete eine geschlossene Mark für sich. Seitdem ist sie unter Kattersnaundorf, Grabschütz und Werbelin verteilt. Sie liegt westlich von Werbelin und grenzt an Grabschütz. 1404 geben Czegenhain (Ziegenhain), Werbelin und Gothere zusammen 38,5 Scheffel Bauhafer. Jeter ist wüst geworden vor 1378.
Eine Akte im Landesarchiv von Sachsen-Anhalt berichtet über einen Separationsrezess über die Jeder-Mark (zwischen den Gemeinden Werbelin, Kattersnaundorf, Grabschütz) Laufzeit/Datum (detailliert):(1835 - 1836) 1856 - 1857
Weissig: Die Mark Weissig lag im südwestlichen Teil der früher gemeinsamen Feldmark Delitzsch Gertitz, doch so, daß die Ländereien derselben in den benachbarten Fluren Quering und besonders Großlissa belrgt waren. Die Dorfstelle scheint nordöstlich von Großlissa gelegen zu haben. Aus dem Schiedsbriefe 1457 geht hervor, daß Steinweißig und Weißig derselbe Ort ist. Der Name ist sorbisch. Die erste Erwähnung von Weißig geschieht schon am 2.5.1224; auf dem Landding zu Delitzsch beurkundet Landgraf Ludwig die Schenkung von 7 Hufen in villa que dicitur Wizk an das Kloster Altzell durch Volrad und Konrad von Landsberg. Um 1350 haben Johannes von Gluck und seine Brüder im Dorfe Wizk 4 manos feodeles (Hufe). Eine Belehnung mit 2 Hufen zu Wizzik findet man im ältesten Lehnbuch der Magdeburger Erzbischhof. Am 1.4.1382 verkaufen Johannes, Probst, und das Kapitel auf dem Petersberge 1 schk Geldes guter breiter kreuziger Groschen jährlicher Gülde von 3 Hufen auf der Mark zu Steinwisk an Heinrich von Dalen. Den Bauhafer geben 1404 die Dörfer Brod (Brodau), Wizk und Wresse (Preß) zusammen ab, mit 19 schffl. - Am 6.4.1536 wird im Lehnbriefe Georg Spiegels als Lehnstück genannt: das Dorf Werbelin, mit der wüsten Mark Weyssigk und dem Kirchlehen. (Werbelin grenzt nicht an der Weissiger Feldmark). Weißig war Kirchdorf, Werbelin dahin eingepfarrt. 1389 wird als Pfarrer zu Weißig Johann Stellmacher genannt. Wüst geworden in der 1. Hälfte des 15. Jahrhunderts.
Scholin: (Zell-schlieben und Schleibnitz) In der Flur Gerbisdorf und zwar westlich und nördlich vom Dorfe kommt der Name "Wüste Mark Zellschlieben" vor. In diesem Namen sind 2 Wüstungen enthalten. Die eine liegt 1km nordwestlich von Gerbisdorf am alten Wege nach Grebehna und fällt noch in die Ecke der Flemsdorfer Dorfmark. Die andere liegt 1km westlich von Gerbisdorf am Wege von Radefeld nach Grebena. Beide Orte lagen etwa 0.75km voneinander entfernt. Beide Namen sind sorbisch. Es ist nicht mehr erkenntlich, welches Dorf "Zell" und "Schlieben" war. Eingegangen wohl im 15. Jahrhundert.
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Eine Zeitungszustellliste aus Werbelin vor 1960 zeigt die Einwohnerzusammensetzung nach dem Krieg, auch die Namen der Neuwerbeliner und sonst. Zuzüge aus anderen Orten.
Zeitungszustellliste Werbelin vor 1960
Haus-Nr. Name Zeitung
1 Mähnert, Erhard LVZ, Freier Bauer, Bauern-Ill.
Jentsch, Wilhelm Berliner Zeitung
Teilemann ?
Jaugsch, Richard LVZ, Schmieden u. Schweißen, Wohnung u. Möbel, Handwerk
4 Praters, Arno LVZ, Imkerzeitung
5 Böhme, Otto LVZ
Böhme, Helmut Freier Bauer
6 Buchholz, Charlotte LVZ, Genossenschaftsbauer, Bauernecho
Gonschorek, Friedrich LVZ, Bauern Echo, Vorwärts, Toto am Mittwoch
Heinicke, Gustav LVZ, Frösi,
Förster, Kurt LVZ, ZiB, Genossenschaftsbauer
Schumann Straßenverkehr
7 Krebs, Otto LVZ
Hartung, Jakob Elternhaus und Schule
Hinz, Helmut LVZ
9 Brade, Erhard LVZ, Freier Bauer
Perlak ?
10 Keck, Paul LVZ,Freie Bauer
Bahr, Ernst LVZ
Rühl LVZ
11 Glombick, Josef LVZ, Genossenschaftsbauer
Hartung, Heinrich LVZ, Genossenschaftsbauer
Dormann, Werner LVZ, Freier Bauer, Frösi
Schleiß, Reimann LVZ, Toto-Mittwoch, ND
12 Brade, Otto ND, Der Parteiarbeiter
Mandolla, Franz LVZ
13 Sattler,Paul LVZ, Bauernecho, Toto-Mittwoch, Konsumztg.
Schneider, Paul LVZ, Genossenschaftsbauer
Böhme, Carl LVZ
Engel ?
14 Mähnert, Willi LVZ
Tielscher, Herbert Freier Bauer, Demokratische Dorf
Reiter, Anna Wissensch. und Fortschritt, Urania, Vefüg. u. Mittlg.
Reiter Otto Wissenschaft und Fortschritt
15 Tröbs, Wolfgang LVZ, Freier Bauer
Schneppel, Hermann Volksstimme
16 Urbatzka, Lothar LVZ
Bogatzki LVZ
17 Rat d. Gemeinde ??
18 Seifert LVZ
Werner LVZ
Hermann LVZ
Konsum LVZ, Rundfunk, Konsumzeitung
19 Ofiara LVZ, ND, Lehrerzeitung, Wochenschau, Magazin, Unterstufe
Rasche ND
21 Schneider, Robert LVZ, Bauern-Ilu, Kleingärtner
22 Naumann LVZ,
Gruss Genossenschaftbauer, Deine Gesundheit
32 Fischer LVZ
Zscherney LVZ, Elternhaus u. Schule, Parteiarbeit., Lernen u. Handeln
Ritschel Berliner Zeitung, Stimme der Patrioten
23 Gasthaus Krause LVZ
Plath LVZ
Brade, Lydia LVZ
Eschert LVZ, Freier Bauer
24 Kurth LVZ
25 Rohne LVZ, Land und Forst, Geflügelzeitung
26 Weiser LVZ
27 Bredau LVZ, Kleingärtner
29 Hohmann LVZ, Kleingärtner, Volkstimme, Elterh. u. Schule, Atze
Volk, Karl Heinz Wiss. u. Leben, Fortsch. u. Wissenschaft,
30 Stange LVZ, Freie Welt
Sattler, Werner Kleingarten, Freie Welt
31 Buhle LVZ, Die Kirche, Frohe Botschaft
Andreas LVZ
29 Donath Nationalzeitung, FuWo, Wochenpost
Zeitungszustellliste Werbelin vor 1960
Haus-Nr. Name Zeitung
1 Mähnert, Erhard LVZ, Freier Bauer, Bauern-Ill.
Jentsch, Wilhelm Berliner Zeitung
Teilemann ?
Jaugsch, Richard LVZ, Schmieden u. Schweißen, Wohnung u. Möbel, Handwerk
4 Praters, Arno LVZ, Imkerzeitung
5 Böhme, Otto LVZ
Böhme, Helmut Freier Bauer
6 Buchholz, Charlotte LVZ, Genossenschaftsbauer, Bauernecho
Gonschorek, Friedrich LVZ, Bauern Echo, Vorwärts, Toto am Mittwoch
Heinicke, Gustav LVZ, Frösi,
Förster, Kurt LVZ, ZiB, Genossenschaftsbauer
Schumann Straßenverkehr
7 Krebs, Otto LVZ
Hartung, Jakob Elternhaus und Schule
Hinz, Helmut LVZ
9 Brade, Erhard LVZ, Freier Bauer
Perlak ?
10 Keck, Paul LVZ,Freie Bauer
Bahr, Ernst LVZ
Rühl LVZ
11 Glombick, Josef LVZ, Genossenschaftsbauer
Hartung, Heinrich LVZ, Genossenschaftsbauer
Dormann, Werner LVZ, Freier Bauer, Frösi
Schleiß, Reimann LVZ, Toto-Mittwoch, ND
12 Brade, Otto ND, Der Parteiarbeiter
Mandolla, Franz LVZ
13 Sattler,Paul LVZ, Bauernecho, Toto-Mittwoch, Konsumztg.
Schneider, Paul LVZ, Genossenschaftsbauer
Böhme, Carl LVZ
Engel ?
14 Mähnert, Willi LVZ
Tielscher, Herbert Freier Bauer, Demokratische Dorf
Reiter, Anna Wissensch. und Fortschritt, Urania, Vefüg. u. Mittlg.
Reiter Otto Wissenschaft und Fortschritt
15 Tröbs, Wolfgang LVZ, Freier Bauer
Schneppel, Hermann Volksstimme
16 Urbatzka, Lothar LVZ
Bogatzki LVZ
17 Rat d. Gemeinde ??
18 Seifert LVZ
Werner LVZ
Hermann LVZ
Konsum LVZ, Rundfunk, Konsumzeitung
19 Ofiara LVZ, ND, Lehrerzeitung, Wochenschau, Magazin, Unterstufe
Rasche ND
21 Schneider, Robert LVZ, Bauern-Ilu, Kleingärtner
22 Naumann LVZ,
Gruss Genossenschaftbauer, Deine Gesundheit
32 Fischer LVZ
Zscherney LVZ, Elternhaus u. Schule, Parteiarbeit., Lernen u. Handeln
Ritschel Berliner Zeitung, Stimme der Patrioten
23 Gasthaus Krause LVZ
Plath LVZ
Brade, Lydia LVZ
Eschert LVZ, Freier Bauer
24 Kurth LVZ
25 Rohne LVZ, Land und Forst, Geflügelzeitung
26 Weiser LVZ
27 Bredau LVZ, Kleingärtner
29 Hohmann LVZ, Kleingärtner, Volkstimme, Elterh. u. Schule, Atze
Volk, Karl Heinz Wiss. u. Leben, Fortsch. u. Wissenschaft,
30 Stange LVZ, Freie Welt
Sattler, Werner Kleingarten, Freie Welt
31 Buhle LVZ, Die Kirche, Frohe Botschaft
Andreas LVZ
29 Donath Nationalzeitung, FuWo, Wochenpost
Die "Tute"
Eine Geschichte eines ehemaligen Werbeliners: K.H. Römer
Eine Geschichte eines ehemaligen Werbeliners: K.H. Römer
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Abriss des Dorfes 1991-92
Ein Film vom Team Kanal X
Ein Film vom Team Kanal X
www.kanalx.org/aiovg_videos/werbellin-bei-leipzig-ein-dorf-wird-abgebaggert/
Video vom Abriss des Dorfes, ca. 45 min Länge |
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Filmdreh in und bei Werbelin 1989 und 1990
Ein Film vom Team Kanal X
Ein Film vom Team Kanal X
In Werbelin wurde 1989 ein großer Teil des DDR-DEFA-Films Abschiedsdisco gedreht.
Der Film handelt in einem fiktiven Lausitzer Dorf, dem der Abriss durch den Braunkohletagebau droht. |
In Werbelin wurde 1990 ein Teil des französischen Films "Deutschland Neu(n) Null"
gedreht. Hauptdarsteller war Eddie Constantine. Gedreht wurde im Tagebau und auf der Pflasterstraße nach Gerbisdorf. Link zum Film |
Akten des Dorfes Werbelin
Platz für neue Recherchen
Platz für neue Recherchen
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